Atomdesaster in England setzt sich fort
Hinkle Point C wird wieder einmal teurer und verzögert sich noch mehr.
„Gestern musste die EDF bekannt geben, dass die EPR-Reaktoren in England noch teurer werden und noch später ans Netz gehen sollen. Gleichzeitig sind letzte Woche, Mitten im Winter, sechs von neun Atomkraftwerken nicht am Netz. Damit ist das Atomdesaster der EDF nun auch auf England übergeschwappt. Wieder sind es EDF-Kraftwerke, die nicht zuverlässig funktionieren und zu spät fertig werden. Von einer sicheren Stromversorgung durch die Uraltmeiler und durch zukünftige AKW kann schon lange nicht mehr gesprochen werden. Die neuerlichen Kostensteigerungen beim Pilotprojekt Hinkle Point C werfen die Frage auf, ob diese in China schon bekannt waren und auch dazu geführt habe, dass sich der chinesische Investor zurückgezogen hat, weil Atomstrom mittlerweile im Vergleich zu Erneuerbaren Energien viel zu teuer geworden ist“ zeigt Martin Litschauer, anti-Atom-Sprecher der Grünen auf.
„Der in England angekündigte Atomstrom-Ausbau passt nicht mit dem fehlenden Geld und Personal in der Atomindustrie zusammen. Der World Nuclear Industry Status Report WNISR2023 zeigt das deutlich. Offenbar hat man auch in England aus den Projektverzögerungen beim Kernkraftwerk in Flamanville und beim Störfall im EPR-Kernkraftwerk in China, an dem der französische Energiekonzern EDF beteiligt ist, nichts dazu gelernt. Stromgestehungskosten von über 14 Cent pro kWh im aktuelle Projekt in Hinkle Point C zeigen, dass diese Technik viel zu teuer ist, um tatsächlich Hilfe für die europäische Industrie zu leisten. Genauso fraglich ist, wie die Atomkraftwerke finanziert werden sollen, nachdem bereits bei Hinkle Point C die Investoren abspringen und sich die Stromkunden in Schottland zu recht aufregen. Schottland zeigt ja, dass die Energiewende funktioniert und will berechtigter Weise nicht überteuerten Atomstrom finanzieren“ macht Litschauer aufmerksam.
„Gleichzeit müssen wir auch die in England angekündigten SMR-Projekte mit kleinen modularen Reaktoren kritisch zu hinterfragen. Nachdem das Pilotprojekt in den USA von NUSCALE spektakulär an den Kosten gescheitert ist, stellt sich die berichtigte Frage, wie so kleine Reaktoren überhaupt wirtschaftlich werden können, denn Jahrzehnte lang hat die Industrie die Reaktoren immer größer gemacht, um die Kosten zu senken. Nur die Behauptung, dass modulare System die Kosten senken, reicht nicht, wie NUSCALE gezeigt hat“ wirft der Energieexperte Litschauer auf.
„Atomkraftwerke sind keine geeignete Lösung für Versorgungssicherheit, das zeigen auch die jüngsten Ausfälle der 6 von 9 AKW in England letzte Woche. Auch wenn die Regierungen in Frankreich und England immer wieder Versorgungssicherheit durch Atomkraft versprochen haben, zeigt die Realität der letzten Jahre ein ganz anderes Bild. Das einzige was nun gesichert ist, dass die Kosten der Atomkraftwerke und damit die Stromrechnungen der Kund:innen weiter steigen, dort wo auf Atomkraft gesetzt wird“ warnt Litschauer.
- „Atomdesaster nun auch in England, 6 von 9 Atomkraftwerken außer Betrieb“ (21.01.24) | Ankündigungspolitik in England sichert nicht die Stromversorgung, Realität wird offenbar von britischer Regierung nicht erkannt.