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Erste Meeresströmungsturbine geht ans Netz

Dieses Vorzeigeprojekt war der Sieger der Projektausschreibung „Demonstrationsanlagen für Meeresenergien“

Die erste Turbine wird im Juli 2015 an das Stromnetz auf der Insel Ouessant in der Bretagne angeschlossen. Ein Meeresströmungskraftwerk ist ein Wasserkraftwerk, das aus der natürlichen Meeresströmung Elektrizität erzeugt. Es wird dabei nicht, wie bei den meisten anderen Wasserkraftanlagen, ein Stauwerk errichtet, sondern die Turbine steht – ähnlich einer modernen Windturbine – an einem Mast frei in der Strömung. Allein in Europa gibt es über hundert mögliche Standorte; es wurden bisher jedoch nur wenige Meeresströmungskraftwerke installiert. Sabella D10 macht in Frankreich den Anfang.

Dank ihrer innovativen Eigenschaften und einer Leistung von 1,1 MW gehört Sabella D10 zu den leistungsfähigsten Maschinen der Welt. Nach dem Versenken der Turbine wird Sabella D10 über ein unterseeisches Kabel an das Stromnetz der Insel angeschlossen. Weitere Förderprogramme unterstützen die Entwicklung von Sabella D15 mit einer Spitzenleistung von 2 MW. Der entscheidende Vorteil von Meeresströmungskraftwerken ist, dass Meeresströmungen kontinuierlich fließen und sich daher sehr genau vorhersagen lassen. Die Qualität eines Standortes lässt sich somit sehr gut einschätzen. Die eingespeiste Strommenge ist weniger wetterabhängig als die von Windkraftanlagen oder Solarkraftwerken. Meeresströmungskraftwerke kommen zudem mit sehr niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten aus, da die Dichte des Wassers etwa 800-mal größer als die der Luft ist. Zudem emittieren die Turbinen keine Abfallstoffe wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid. 

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen gegen diese Technologie. Meeresströmungskraftwerke sind gegenwärtig, verglichen mit anderen regenerativen Energiequellen, insbesondere Windkraft- und Photovoltaikanlagen, aufgrund fehlender Massenfertigung noch relativ teuer. Die Installation der Anlagen stellt hohe Anforderungen an die Wasserbau- und Stahlbautechnik, so dass die Bauarbeiten auf offener See oder in Flüssen besonders anspruchsvoll sind. Die Auswirkungen auf die Umwelt, den Fischfang und mögliche Wechselwirkungen mit Schiffsbewegungen sind demzufolge zu berücksichtigen. Daher wurde bei diesem Projekt großen Wert auf ein Umwelt-Monitoring-Protokoll in Zusammenarbeit mit dem Meeresnaturpark Iroise gelegt. Ziel ist es, die Umweltbelastung der Turbine auf die Meeresfauna und Meeressäuger, den Sedimenttransport oder die Unterwasserakustik zu messen. Diese ökologische Bilanz ist ein kritischer Schlüsselschritt, um weitere Nutzungsmöglichkeiten der Meeresströmungen und Gezeiten zu erlauben und zu fördern. Das nutzbare Gezeitenpotential in Frankreich wird auf etwa 2 bis 3 GW geschätzt. 

Sabella D10 gehört zum Investitionsprogramm der französischen Agentur für Umwelt und Energiewirtschaft ADEME. Das Programm „Demonstrationsanlagen und Technologieplattformen für erneuerbare und kohlenstoffarme Energien und grüne Chemie“ verfügt über ein Budget von 1 125 Mio. € für folgende Bereiche: Solar-, Wind- und Meeresenergien, Erdwärme, CO2-Abscheidung, -Speicherung und Verwertung, Pflanzenchemie, fortgeschrittene Biokraftstoffe, Wasserstoff und Brennstoffzellen, Energiespeicherung sowie Energie-Plus-Häuser.

Weitere Informationen: 
Webseite der Sabella D10 Turbine (auf Englisch und Französisch)
„Baptême de l’hydrolienne marine Sabella D10“, Pressemitteilung des Ministeriums für Ökologie, Energie und nachhaltige Entwicklung

Quelle

Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland  | Daniela Niethammer 2015

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