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Prokon: Hohe Gewinne – hohe Risiken

Viele Leser der Sonnenseite haben es im Fernsehen gesehen oder in Prospekten gelesen: Das Öko-Imperium Prokon warb mit hohen Zinsen von bis zu acht Prozent und zusätzlich mit hoher Sicherheit. Zudem wurde vor raffgierigen Bankern gewarnt. In einer Broschüre heißt es: Jeder wisse, dass „die Banken zugunsten eigener Gewinne und realitätsfremder Managergehälter immer höhere Risiken eingehen“, Prokon aber wirtschafte seriös und ökologisch.

„Bei Prokon legen Sie Ihr Geld in einem Umfeld an, in dem die üblichen Risiken auf ein Minimum reduziert werden.“ Fazit: Bei Prokon sei das Geld „in Zeiten von Inflationsgefahr und Spekulationsblasen deutlich sicherer angelegt als auf Bankkonten und Sparbüchern.“

Rund 75.000 Anleger vertrauten den schönen Worten und legten bei Prokon 1,4 Milliarden Euro an. Die Öko-Firma betreibt damit 314 Windräder, 54 weitere sollen im Bau sein und 2.500 geplant, so die Firma.

Verbraucherschützer haben jedoch schon länger vor dem Prokon-Geschäftsmodell gewarnt. Es bestand und besteht der Verdacht eines Schneeballsystems. Das heißt: Die Renditen und Zinsen werden nicht aus den eigentlichen Einnahmen bezahlt, sondern mit dem Geld, das neue Investoren einzahlen.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt am 14. Januar 2014: „Die Schwierigkeiten, die das Unternehmen hat, sind typisch für ein Schneeballsystem.“ Es könnte also sein, dass der Konzern mit acht Prozent Zinsen mehr Geld ausgeschüttet hat als er verdient.

Presseanfragen beantwortet die Firma seit Tagen nicht. Allein das ist schon verdächtig. Tausende Ökostrom-Anleger müssen um ihr Geld bangen.

Die Firma sah sich jetzt selbst zu einem dramatischen Schritt gezwungen: Sie warnte ihre Investoren vor der eigenen Pleite. Es könnte schon Ende Januar soweit sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten, wurde Zehntausenden Investoren mitgeteilt.

Gleichzeitig aber rief Prokon seine Investoren dazu auf, in nächster Zeit das eigene Geld doch bitteschön nicht abzuziehen. Dies könnte als Erpressung aufgefasst werden.

Es riecht nach einer Milliardenaffäre. Bei der Staatsanwaltschaft Lübeck gingen Strafanzeigen ein. Oberstaatsanwältin Wenke Haker-Alm zur Süddeutschen: „Wir prüfen, ob ein Anfangsverdacht wegen Betrugs besteht oder nicht.“ Eventuell werden Ermittlungen aufgenommen.

Die Energiewende ist nicht die Ursache der Malaise. Denn das EEG garantiert über 20 Jahre einen festen Preis an Einspeise-Vergütung für Windräder. Aber allzu viele Gutgläubige haben die alte Regel jedes Anlage-Geschäfts vergessen: Hohe Gewinnversprechen bedeuten immer auch ein hohes Risiko.  Nicht jedes große Rad bringt auch Gewinn. Windige Geschäfte.

Quelle

© Franz Alt 2014

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