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Bitte keinen Hass gegen die AfD

Auf einigen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus kann man auch Plakate sehen, die zum Hass gegen die AfD aufrufen. Auf einer Großdemonstration in Berlin stand zum Beispiel zu lesen „Ganz Berlin hasst die AfD“. Auf einem anderen Plakat – ganz in der Nähe – stand „Hass ist kein Argument“. Richtig!

Was ist Hass?

Hass ist eine unheimliche Macht – oft stärker als die Gegenmacht Liebe. Hass ist vielleicht das stärkste aller Gefühle. Wir spüren, dass zur Zeit auf der ganzen Welt Hass entfacht wird.  Auch in Deutschland sind Hasserfüllte unterwegs, bereit, um Andersdenkenden, anderswo Geborenen oder Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder Religion die Menschenwürde abzusprechen.

Doch gegen diese Hasserfüllten regt sich jetzt endlich millionenfacher Widerstand aus der Mitte der Gesellschaft. Millionen Menschen demonstrieren für Menschenwürde und machen darauf aufmerksam, dass Artikel 1 des Grundgesetzes heißt „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und nicht: Die Würde des deutschen Menschen ist unantastbar.

„Wenn sie sich dazu entschieden haben, mich zu töten, heißt das, dass wir unglaublich stark sind.“

Alexei Nawalny

Hat der Hass einmal von uns Besitz ergriffen, gibt er keine Ruhe mehr. Das gilt von den Hamas-Terroristen bis zur Putin-Regierung in Russland, die soeben den Kreml-Kritiker Alexei Nawalny auf schändlichste Weise „beseitigt“ hat, aber auch anderen Diktaturen bis zu religiösen Fundamentalisten auf der ganzen Welt. Auf Demonstrationen, auf denen es primär um Menschenwürde und Demokratie geht, sollten Hass-Parolen nichts verloren haben. Sie widersprechen dem Sinn dieser Demonstrationen fundamental.

Einen deutschen Ukraine-Unterstützer habe ich in diesen Tagen sagen hören: „Alle Russen sollten umgebracht werden.“ Mit solchem Hass tut er weder sich selbst und auch keinem Ukrainer einen Gefallen.

Hass hat einen beinahe unwiderstehlichen Sog. Er ist auch ein leicht ansteckendes Gruppengefühl bei Menschen, die sich nicht verstanden und wertgeschätzt fühlen. Der TAZ-Journalist Peter Unfried: Als „Haltung“ sei Hass unakzeptabel und als Strategie falsch und fatal. Denn Hass schlägt immer auch auf den Hassenden zurück. In einer hassenden Gruppe oder gar Nation geht das persönliche, die Freiheit liebende Individuum völlig unter. Hass braucht vor allem einen  projizierten Außenfeind und Feindbilder. Für Kommunisten sind das dann die Kapitalisten und für Kapitalisten sind es: die Kommunisten.

Für Nationalsozialisten waren es die Juden oder die Franzosen oder die Engländer, Polen, Russen oder die Amerikaner so wie heute wieder die Juden die Erbfeinde der Islamisten sind. In den Zeiten des Populismus ist Hass eine zentrale politische Emotion. Am 7. Oktober organisierte die Hamas eine nicht für möglich gehaltene Hass-Orgie. Freilich hat auch UNO-Generalsekretär Guterres recht, wenn er auf die Vorgeschichte des 7. Oktober hinweist.

Hassende sind immer Menschen, die andere für ihr Schicksal verantwortlich machen. Doch Hassende tun sich selbst nichts Gutes.

Wie aber kann Hass gebändigt oder gar überwunden werden?

Wie das gehen kann, haben nach dem zweiten Weltkrieg Franzosen und Deutsche gezeigt. Empathie, Solidarität und Gerechtigkeit sind dabei ebenso wichtig wie die Fähigkeit zum Kompromiss. Die Kompromiss-Fähigkeit ist privat und politisch kompromisslos. Nur so können Selbstwertgefühl, Toleranz und Liebe entstehen.

Der Dalai Lama sagt es so: „Wir brauchen eine Weltrevolution des Mitgefühls.“ Und auch die Fähigkeit zu trauern über unsere eigenen Hass-Gefühle ist wichtig. Gefragt ist jetzt demokratischer Rationalismus. Das heißt: Menschenfeindlich gesinnten Kräften nicht hinterherlaufen, sondern sich ihnen entgegenstellen. Dann kann Demonstrieren für die Demokratie unser neues und auch erfolgreiches Hobby werden.

Alexei Nawalny hinterließ uns diese Botschaft: „Für den Triumph des Bösen braucht es nichts weiter, als dass die Guten untätig bleiben. Also seid nicht passiv.“

Und ganz wichtig: Differenzieren lernen und lernfähig bleiben. Das heißt: Nicht jede Ostdeutsche ist eine AfD-Wählerin. Und nicht jeder AfD-Wähler ist ein Nazi. Hass gegen Menschen darf einfach nicht normal werden. Wir sollten den Putins und Trumps dieser Welt und allen anderen Autoritären keine Leiter bieten, auf der sie aufsteigen können.

Quelle

Franz Alt 2024

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