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Patmos Verlag / C.G. Jung

© Patmos Verlag / C.G. Jung

Die heilende Kraft in uns

Viele Menschen sehnen sich nach Heilung. Sie leiden an körperlichen und seelischen Erkrankungen, aber auch an Konflikten und Spannungen bei der Bewältigung des Alltags.

»Niemand ist ohne Leiden, solange er im chaotischen Strom des Lebens schwimmt«, betont C. G. Jung. Seelisches Leiden ist für ihn vor allem mit einem Mangel an Sinn im Leben verbunden.

In diesem Klassiker – nach Jahrzehnten endlich wieder lieferbar – hat Franz Alt die wichtigsten Zitate C. G. Jungs zu Krankheit, Leiden und Heilung versammelt.

„Selbstverständlich kann es ohne Leiden kein Glück geben.“

C. G. Jung, Briefe I, S. 313

Die heilende Kraft entdecken

Nur wer in die Grube hineingefallen ist, hat auch die Chance, wieder herauszuklettern, hat C. G. Jung einmal sinngemäß gesagt. Das klingt gut, das ist theoretisch richtig, das entspricht der Logik und unserer eigenen Lebenserfahrung. Nur: In dem Augenblick, in dem wir in der Grube liegen, alles um uns herum dunkel scheint und wir uns eingemauert fühlen, ist diese Erkenntnis oft weit weg – die schöne Theorie hilft dann kaum, und gutgemeinte Ratschläge gehen uns oft eher auf die Nerven. Wir wissen zwar, dass „auf Regen Sonnenschein“ und „auf jeden November wieder ein Mai“ folgt, aber in den Regenzeiten unseres Lebens spüren wir zunächst einmal Traurigkeit und manchmal auch Verzweiflung, weil keine Besserung in Sicht scheint und in den Herbstzeiten des Lebens sind die Tage oft grau und neblig und schwer erträglich.

Vielleicht aber müsste das gar nicht so sein. Vielleicht wollen wir uns häufig nur bemitleiden oder bemitleiden lassen. Vielleicht besteht sogar das größte Leid in der Art und Weise, wie wir mit dem Leid umgehen: sentimental statt realistisch, egoistisch statt sozialorientiert, vergangenheitsbesessen statt zukunftsoffen.

Unser Heute wird von Politik und Wirtschaft, von Wissenschaft und den Medien weitgehend auf Optimismus und Fortschrittsgläubigkeit programmiert, auch wenn die Wirklichkeit angesichts der Krisen unserer Zeit häufig eine andere ist. Das Leid des Einzelnen als reale und natürliche Erfahrung wird öffentlich weitgehend tabuisiert und verdrängt – ähnlich wie der Tod. Stattdessen herrschen in vielen Medien beinahe zwanghaft Jugendlichkeit und gute Laune vor.

Demgegenüber wusste der erfahrene Seelenarzt Carl Gustav Jung aus eigener Leiderfahrung und aus der Leiderfahrung seiner vielen tausend Patienten um die Wirklichkeit des alltäglichen Leids, aber auch um die Produktivität von Lebenskrisen. Jung hat ein Leben lang nach dem Sinn des Leidens geforscht und seinen Mitbürgern den Sinn der Leiderfahrung zu erschließen versucht. Er wusste: Jeder Krankheit liegt eine falsche oder noch nicht richtige Lebenseinstellung zugrunde, und jede Krise enthält den Kern einer Chance. Allerdings ist der Weg aus der Krise bzw. der Umwandlung selbiger in eine Chance harte emotionale Arbeit. Im Rückblick kann eine Krise einem persönlich als Geschenk erscheinen, aber dennoch gilt es, zuvor durch eine schwierige und manchmal auch dunkle Zeit zu gehen, die den Betroffenen viel bis alles abverlangt.

Patmos Verlag | C.G. JUNG
© Patmos Verlag | C.G. JUNG

Aus den hier zusammengestellten C. G. Jung-Zitaten wird deutlich: Jeder Gesundungswille aber kommt aus Leidensdruck. Das gilt für persönliche Leiderfahrung ebenso wie für gesellschaftliches, politisches und berufliches Leid. Das meditative Eingehen auf die einzelnen Aussagen Jungs kann heilsam sein. Wir können aus guten wie aus schlechten Erfahrungen lernen. Der große Schweizer Therapeut lehrt, wie wir uns realistisch und lernoffen dem Leiden und der Krankheit stellen können. Jung hilft uns aus der Grube. Er zeigt uns, dass es kein Fehler ist, Fehler zu machen. Dafür sind wir Menschen. Es ist freilich ein großer Fehler, aus Fehlern nichts zu lernen.

„Niemand wird bewusst ohne Leiden“, wusste C. G. Jung. Für ihn ist die Stimme des Gewissens immer die Stimme Gottes.


C.G. Jung

C.G. Jung, 1875–1961, war einer der größten Psychoanalytiker des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich ein Schüler und Mitarbeiter Sigmund Freuds, wandte sich Jung im Laufe seiner eigenen Forschungen und therapeutischen Tätigkeit mehr und mehr von den Theorien seines Lehrers ab. 1912 kam es zum Bruch mit Freud, der die Psychoanalyse begründet hatte. Jung entwickelte seine eigene »Analytische Psychologie«. Sein Ziel war es, den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen, und so beschäftigte er sich vor allem auch mit den unbewussten, nicht-rationalen und transpersonalen Aspekten der Psyche.

Quelle

Franz Alt 2023

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