Welche Vision haben die deutschen Autobauer?
Welcher deutsche Autofabrikant redet von der Umwelt, von der Energiewende, vom Klimawandel oder gar von der Rettung der Welt, wenn er ein neues Auto vorstellt? Elon Musk von Tesla hat es in Kalifornien gerade getan als er sein Model 3 präsentierte: Ein elektrisch angetriebenes Mittelklasseauto mit einer Reichweite von 350 Kilometern für 31.000 Euro und mit Platz für fünf Personen.
Wovon hiesige Autobauer nur träumen können: Innerhalb von 24 Stunden wurden 115.000 dieser Autos bestellt, das es noch gar nicht gibt, und für das jeweils 1.000 Euro anbezahlt werden mussten. Die Vorbesteller übernachteten zum Teil in Tokio, in Hamburg oder in San Francisco vor den Tesla-Geschäften auf der Straße, nur um rechtzeitig dabei zu sein.
Die deutschen Autobauer sind fassungslos. Seit Jahrzehnten verzögern und verschlafen sie alternative Antriebe. Die Käufer wollen ein Fahrzeug, das es noch gar nicht gibt und von dem sie noch gar nicht wissen, wie es aussieht. Aber sie wollen künftig umweltfreundlich unterwegs sein.
Ein Umweltfahrzeug für den Massenmarkt – das ist die Philosophie von Elon Musk. Er erfüllt die Erwartungen einer neuen Generation von Autokäufern, für die ihr Fahrzeug kein Prestige-Objekt mehr ist. Und was ist die Philosophie oder gar die Vision der deutschen Autobauer?
Bei Benzinautos waren die Deutschen Jahrzehnte lang vorne mit dabei. Aber wenn ein Benzinauto heute in den Zeiten des Klimawandels mit einem Liter Benzin 10.000 Liter Luft verpestet, dann passen die alten Dinosaurier einfach nicht mehr in die Zeit. Doch den heimischen Autobauern fehlt bisher die notwendige Ambition für ein Zukunftsauto, das diesen Namen auch wirklich verdient.
Und eine Vision für eine gute Zukunft für Kinder und Enkel haben sie schon gar nicht. Deutsche Autokonzerne leben noch immer von der Vergangenheit, sind aber blind für die Zukunft. Das ist schon mittelfristig auch schädlich für das alte, aber überholte Geschäftsmodell. Das wird so bleiben, wenn das wichtigste Ziel Geldverdienen heißt und gesellschaftliche Probleme weitgehend verdrängt werden.
Hier gilt Gorbatschows Monitum: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die Honeckers der deutschen Autoindustrie sollten endlich erwachsen werden.
Die Tesla-Vision heißt: Autos ohne Schadstoffausstoß produzieren, angetrieben mit erneuerbarer Energie zu erschwinglichen Preisen. Aber welche Vision haben die Daimlers, BMWs, VWs und Co?
Die gute Nachricht aus Kalifornien ist eine schlechte Nachricht für Auto-Deutschland. Vielleicht wachen die hiesigen Auto-Hersteller wenigstens jetzt auf. Es ist noch nicht zu spät. Denn Elon Musk hat seine Zukunftsautos erst angekündigt und Prototypen gezeigt.
Sein Model 3 wird man erst in etwa zwei Jahren kaufen können. Aber die Erwartungen sind riesig. Und Erwartungen bestimmen die Zukunft und nicht der Verweis auf die Erfolge der Vergangenheit.
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