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Modellprojekt „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!“

„Es herrscht Stress, es wird gehupt, die Luft ist mit Abgasen verpestet. Wir müssen dringend etwas tun gegen das Auto-Gedränge vor den Schulen!“.

„Elterntaxi“ heißt das Phänomen, das Günter Riemer, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) hier beschreibt. Besonders die Straßen rund um viele der fast 2.500 Grundschulen mit ihren etwa 380.000 Schulkindern in Baden-Württemberg versinken zwei Mal am Tag in Abgaswolken und im Verkehrschaos – weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Für dieses Problem entwickelt die AGFK-BW jetzt mit finanzieller Förderung des Landes einen Lösungsansatz.

Die vermeintlichen Gründe dafür, dass Kinder nicht selbstständig zu Fuß zur Schule gehen, sind vielfältig: Der Weg ist zu weit. Die Nutzung des ÖPNV ist ihnen noch nicht alleine zuzumuten. Die Eltern haben Angst vor Verkehrsunfällen. Oftmals ist es jedoch auch reine Bequemlichkeit. Die Folgen des Bewegungsmangels sind für die Kinder gravierend: Sie gewöhnen sich daran, auch kürzeste Wege mit dem Auto zu bewältigen, anstatt ein gesundes Verhältnis zur eigenen Mobilität mit all ihren Möglichkeiten zu entwickeln. Sie leiden an gesundheitlichen und psychologischen Folgen wie beispielsweise Übergewichtigkeit und verringertem Selbstbewusstsein. Gleichzeitig werden die Klima-Fußabdrücke der Kommunen durch die unnötige Nutzung von Autos belastet, und die Schulen sind mit der Situation überfordert.

Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) möchte künftig mit ihrem neuen Mobilitätsprogramm „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!“ Kindern, Eltern, Schulen und Kommunen buchstäblich auf die Sprünge helfen. Im ersten Schritt dieses Programms inspizieren Schüler mit ihren Lehrern die Schulwege. Danach werden die Wege von Delegationen bestehend aus Vertretern der Lehrerschaft, der Schulleitung, der Eltern, der Verwaltung, von Polizei, Presse und Politik kritisch unter die Lupe genommen und hinsichtlich möglicher Sicherheitsmängel und genereller Attraktivität bewertet. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Hol- und Bringzonen liegen. Der gesamte Prozess wird fachlich von zwei technischen Planungsbüros geplant, durchgeführt und nachbereitet. Auf Basis der Begehungsergebnisse werden in Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure Maßnahmenkataloge entwickelt. Diese sollen anschließend in den Gemeinderäten vorgestellt werden und in die Verkehrsplanungen einfließen.

Die AGFK-BW plant, den Schulen im Rahmen des Programms spezielles Unterrichtsmaterial für alle Fächer und Altersstufen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wird sie umfangreiches Informations- und Aktionsmaterial für den jährlichen Aktionstag „Zu Fuß zur Schule“ am 22. September herausgeben. Um die Beteiligungschancen für Schulen noch zu erhöhen, soll der Aktionstag künftig zu einer Aktionswoche ausgeweitet werden. Mit vielfältigen sympathischen und leicht umzusetzenden Aktionen können Eltern und weitere Zielgruppen dann für das Thema sensibilisiert und Kinder motiviert werden, eigenständig zu Fuß zu Schule zu gehen.

Günter Riemer, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V.: „Für die Gesundheit unserer Kinder und stressfreiere Zonen rund um unsere Grundschulen wünschen wir uns, dass das Projekt ‚Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!‘ schon bald an möglichst vielen Grundschulen Baden-Württembergs umgesetzt wird. Um das Angebot genau auf die Bedürfnisse aller Beteiligten im Schulumfeld abzustimmen, werden wir es daher gemeinsam mit den Schulen, Eltern und Kindern entwickeln.“

Nach einem landesweiten Bewerbungsaufruf in den AGFK-BW-Mitgliedskommunen wurden jetzt vier Tandems bestehend aus je einer Schule und ihrer Kommune für ein dem eigentlichen Start des Programms vorgeschaltetes Modellprojekt ausgewählt. Bereits im Juli startet dies mit einem Workshop. Im Anschluss werden die Medien und Materialien für die Schulen entwickelt. Ab dem Schuljahr 2020/21 soll „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!“ landesweit ausgerollt und erst allen Schulen der mittlerweile 76 engagierten AGFK-BW-Mitgliedskommunen und dann allen Schulen Baden-Württembergs auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden.

Quelle

Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) 2019

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