Treibhausgasemissionen von Diesel steigen
Marktanteil von Biodiesel seit 2010 um 21 Prozent gesunken.
Der Anteil von Biodiesel am deutschen Dieselmarkt ist im Vergleich zum Jahr 2010 um rund 21 Prozent gesunken. Während der Dieselabsatz in diesem Zeitraum entgegen den Prognosen um rund 12 Prozent gewachsen ist, nahm der Anteil von Biokraftstoffen drastisch ab. Dies ist ein Grund für die steigenden Emissionen: Der Treibhausgasausstoß im Verkehrssektor ist in den vergangenen Jahren gewachsen, anders als im Strom- und Wärmebereich. Er macht etwa ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen aus. Die deutschen Klimaziele können jedoch nur erreicht werden, wenn auch der Verkehrssektor einen bedeutsamen Beitrag leistet.
„Die Energiewende im Straßenverkehr fällt aus: Der Anteil fossiler Energie beim Dieselkraftstoff nimmt zu, anstatt zurückzugehen. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, das Potential von Biokraftstoffen zu heben“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Biodiesel aus Raps verursacht rund 60 Prozent weniger Treibhausgase als fossiler Diesel. Wird Biokraftstoff aus Altspeisefetten gewonnen, zum Beispiel aus genutztem Frittierfett, werden Reduktionswerte von über 80 Prozent erreicht.
Ähnlich kritisch sieht eine Expertengruppe die Situation im Verkehrssektor, die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) die bisherigen Maßnahmen zur Energiewende untersucht hat. In ihrer Kommentierung zum vierten Monitoring-Bericht, den die Bundesregierung in der vergangenen Woche veröffentlichte, erklären die Experten, „…dass die Zielerreichung im Verkehrssektor nicht ausreichend ernstgenommen wird.“ Sie empfehlen unter anderem, dass nachhaltig produzierte Biokraftstoffe genutzt werden, um Emissionen zu senken.
Baumann bemängelte, dass Biokraftstoffe in dem ebenfalls in der vergangenen Woche veröffentlichten „Klimaschutzbericht 2015“ des Bundesumweltministeriums praktisch nicht vorkommen. Das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 setzt auf Maßnahmen wie die Stärkung des Rad- und Fußverkehrs und kraftstoffsparendes Fahren. „Das Bundesumweltministerium thematisiert nicht, wie die immensen Treibhausgasemissionen der Antriebsenergie, also des Kraftstoffs, im Straßenverkehr gesenkt werden sollen. Damit ignoriert es die einzigen in größerem Umfang vorhandenen Alternativen zu fossilen Kraftstoffen, nämlich Biodiesel und Bioethanol“, sagte Baumann.
Auch die Wissenschaftler des Forums Ökologisch Soziale Marktwirtschaft kommen in einer kürzlich veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass bisher Klimaschutz und Energiewende im Verkehr vernachlässigt wurden. Die kurzfristigen Ziele können kaum noch erreicht werden.
„CO2-Grenzwerte für Fahrzeuge sind wichtig, sie reichen aber bei weitem nicht aus, um die ambitionierten Vorgaben der Bundesregierung zu erreichen. Auch bei einem steigenden Anteil von Elektromobilität, verringerten Verbräuchen und einer Verkehrsverlagerung auf die Schiene verbleiben große Kraftstoffmengen, die durch erneuerbare Alternativen ersetzt werden müssen“, sagte Baumann.
Dass Biokraftstoffe einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten können, hatte zuletzt die „International Renewable Energy Agency“ (IRENA) in ihrem Länderbericht zu Deutschland hervorgehoben. Große Wachstumspotentiale sieht die Agentur insbesondere für nachhaltig hergestellten Biodiesel. Biokraftstoffe werden als verhältnismäßig kostengünstige Optionen zur weiteren Steigerung des Anteils Erneuerbarer Energien eingestuft.
- Klimaschutzbericht 2015 zum Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 der Bundesregierung, Herausgeber Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
- Vierter Monitoring-Bericht zur Energiewende, Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
- Metaanalyse zur Energiewende im Verkehr vom Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (FÖS)
- Irena Remap mit Länderberichten, u.a. zu Deutschland