70% weniger Emissionen durch Strom aus Biogas
Durch eine optimale Steuerung von Biogasanlagen und der verwendeten Reststoffe könnten 90% der Treibhausgase eingespart werden.
Biogasanlagen können Strom im Vergleich zum gegenwärtigen Strommix mit rund 70% weniger Emissionen erzeugen und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Emissionsminderung im Energiesektor.
Wissenschaftler des DBFZ haben im Rahmen eines Verbundprojektes mit der gewitra GmbH und dem Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) die tatsächlich auftretenden Emissionen von zehn Biogasanlagen im Praxisbetrieb gemessen und bewertet. Anhand der Emissionsmessungen der Biogasanlagen konnten als wesentlichen Quellen für Emissionen nicht gasdicht abgedeckte Gärrestlager, die Blockheizkraftwerke (BHKWs) sowie die Beschickungseinrichtungen in den Anlagen identifiziert werden.
Auf der Basis der Ergebnisse wurden Szenarien für die Darstellung der durchschnittlichen Biogasanlage in Deutschland erstellt. Das Minderungspotenzial der Stromproduktion aus Biogas unter Annahme von mittleren Emissionen gegenüber dem deutschen Strommix 2010 liegt mit 390 g CO2-Äq. je kWhel somit bei rund 70%. Darüber hinaus wurde anhand von best Practice Szenarien aufgezeigt, welches Reduktionspotenzial in der Technologie steckt.
Die Emissionen aus Gärrestlager und Gasaufbereitung stellen hier das größte Optimierungspotenzial dar, beides ist in der neueren Gesetzgebung bereits verankert. In Abhängigkeit der verschiedenen Fallbeispiele können durch anlagenseitige Optimierung unter optimalen Randbedingungen und der Verwendung von Reststoffen bis zu 90 % der Treibhausgase eingespart werden.
„Um den Ausstoß von Treibhausgasen zu mindern sollten die Gärrestlager also möglichst gasdicht abgedeckt werden. Alternativ kann auch eine effiziente Vergärung dazu beitragen, Emissionen aus dem Gärrestlager zu vermeiden“, sagt Dr. Jan Liebetrau, Leiter des Projektes am Deutschen Biomasseforschungszentrum.
„Emissionen von BHKWs lassen sich nur noch mit einer Nachbehandlung des Abgases senken, wenn die Einstellungsmöglichkeiten des Motors ausgeschöpft sind. Hier ist derzeit die Nachverbrennung die einzig verfügbare Technologie. Betreiber sollten zudem beachten, dass bei der Beschickung der Anlage die offene Lagerung und Verarbeitung von Gülle und Gärresten möglichst vermieden werden sollte“, so Liebetrau.
Die Wissenschaftler schaffen im nun vorliegenden Bericht eine aktuelle und belastbarere Datengrundlage für die Bewertung der ökologischen Auswirkungen des Betriebes von Biogasanlagen. Die Auswertung wies aufgrund der unterschiedlichen Anlagenkonzepte eine große Bandbreite auf. Sie konnten jedoch zeigen, dass die Energieproduktion aus Biogas einen erheblichen Beitrag zur Reduktion der klimarelevanten Gase leistet.
Das Forschungsprojekt wurde durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), gefördert. Den kompletten Bericht findet sie hier zum Download
Quelle
Deutsches Biomasseforschungszentrum 2012AGITANO 2012