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Bauern mit großen Verlusten durch EHEC

Abgesehen von den erkrankten Menschen, die teilweise noch sehr lange auf ihre vollständige Genesung warten müssen, gibt es bei dieser Krise noch einen großen Verlierer: die Gemüsebauern.

Nach der Verzehrwarnung für Gurken, Salat und Tomaten brach der Markt von einem auf den anderen Tag regelrecht in sich zusammen. Und das zur Haupterntezeit.

Nicht nur die deutschen Bauern, auch unsere Hauptimportländer wie Spanien oder die Niederlande saßen auf einmal auf einem Berg unverkäuflicher Ware. Das Einzige, was den Erzeugern übrig blieb, war die Ware zu vernichten. Denn anders als bei anderen Preiseinbrüchen im Agrarmarkt handelte es sich bei den Gemüsen um Frischware. Nicht lagerfähig. Während Schweinemäster bei niedrigen Fleischpreisen noch die ein oder andere Woche bis zur Schlachtung warten können oder Getreidelieferanten – auf bessere Preise wartend – ihre Ware in Silos lagern, können das Gemüsebauern eben nicht.

Die Folge: Tausende Tonnen frischer (und gesundheitlich einwandfreier) Ware wanderten in den Schredder. Über den finanziellen Schaden lässt sich dabei nur spekulieren. Nichtsdestotrotz hat die EU in Brüssel ein EHEC-Hilfsprogramm für die Mitgliedstaaten beschlossen. Nach einer Bezifferung des Schadens konnten die betroffenen Betriebe ihren finanziellen Ausfall an die nationale Behörde melden. Der EU-Fond bezuschusst 50 Prozent des eingetretenen Schadens. Insgesamt haben 22 Mitgliedstaaten Finanzmittel beantragt. Spanien ist mit 71 Millionen Euro Spitzenreiter, gefolgt von Polen (46,4) und Italien (34,6). Deutschland erhält 16 Millionen Euro, die bis spätestens Mitte Oktober an die betroffenen Betriebe ausgezahlt werden sollen.

Allerdings gibt es Kritik an dem Verfahren. Umstritten ist zum Einen die Erfassungsprozedur der entstandenen Schäden. Ob viele Kleinbetriebe diesen Aufwand überhaupt betrieben und nicht ihre Ernte einfach als Verlust abgeschrieben haben, wird vermutlich im Dunkeln bleiben. Zum Anderen stellt sich die Frage nach der Gemüseart, die entschädigt werden kann. So kritisiert der Deutsche Bauernverband, dass wichtige Salatarten, für die eine Verzehrswarnung ausgesprochen war, von der Entschädigungsregelung weiterhin ausgeschlossen blieben, zum Beispiel Rucola, Chinakohl und Feldsalat. Produkte wie Zucchini oder Paprika seien dagegen berücksichtigt worden, ohne dass es hierfür eine Verzehrswarnung gegeben habe.

Am Ende dieser Saison haben die Erzeuger unterm Strich in jedem Falle einen Verlust. Ob nun mit oder ohne Entschädigungszahlungen. Die Verzehrsgewohnheiten kehren zwar langsam wieder auf Vorkrisenniveau zurück, doch die Haupterntezeit für verschiedene Gemüsearten fiel genau in die EHEC-Krise und ist nicht mehr zu kompensieren. Den Gemüseerzeugern ist nur zu wünschen, dass sie im nächsten Jahr nicht wieder unverschuldet in eine Krise geraten.

Quelle

aid | Harald Seitz 2011

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