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Billige Bananen: Preisdumping deutscher Supermärkte bedroht Existenzen in Anbauländern

Laut Oxfam-Bericht wird in Ecuador der gesetzliche Mindestpreis systematisch unterlaufen.

Das Preisdumping deutscher Supermarktketten ist mitverantwortlich dafür, dass der gesetzliche Mindestpreis für Bananen in Ecuador unterlaufen wird. In Kolumbien, wo es keinen Mindestpreis gibt, trägt der Preisdruck zu einer Verschlechterung sozialer und arbeitsrechtlicher Standards bei. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Oxfam-Bericht „Billige Bananen: Wer zahlt den Preis?“ , der heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. „Deutsche Supermärkte sind bei der Preisdrückerei tonangebend, Taktgeber sind die Discounter. Diese Billigpreise bedrohen die Existenzen von kleinbäuerlichen Produzenten und Plantagenarbeitern“, erklärt Frank Braßel, bei Oxfam Leiter der Kampagne für wirtschaftliche Gerechtigkeit. Ecuador und Kolumbien sind die beiden wichtigsten Lieferländer für den deutschen Markt.

Drei Viertel der Bananenarbeiter/innen verdienen unterhalb der Armutsgrenze

In Ecuador hängt die Existenz von rund 220.000 Familien von der Bananenproduktion ab. 56 Prozent der Produzent/innen sind kleinbäuerliche Betriebe mit weniger als zehn Hektar Anbaufläche. Sie sind vom Preiskampf besonders hart betroffen. Zu ihrem Schutz gibt es einen gesetzlichen Mindestpreis für Bananen von 6,22 US-Dollar pro 43-Pfund-Kiste. Doch diese Regelung wird systematisch unterlaufen.

Zwar stellen die Aufkäufer/innen eine Rechnung mit dem Mindestpreis aus und überweisen das Geld, allerdings erst, wenn sie einen Scheck über die Differenz zwischen tatsächlich ausgehandeltem Preis und Mindestpreis erhalten haben. Den von Oxfam vor Ort befragten Produzent/innen und Handelsvertreter/innen zufolge spielen die Einkäufer/innen für die deutschen Supermarktketten dabei eine erhebliche Rolle. So berichtet ein kleinbäuerlicher Produzent, die Firma Dürbeck zahle zwischen 4 und 4,50 US-Dollar für eine Kiste Bananen.

Die unrühmliche Rolle deutscher Supermärkte belegen auch die Berechnungen des französischen Forschungsinstituts BASIC anhand offizieller Daten, auf denen der Oxfam-Bericht fußt. Demnach liegt der reale Erzeugerpreis für ecuadorianische Bananen für den deutschen Markt seit 2008 im Jahresdurchschnitt unter dem gesetzlich festgelegten Mindestpreis. Während die Einzelhandels- und Importpreise in den vergangenen Jahren tendenziell gesunken sind, haben die Produktions-, Lebenshaltungs- und Transportkosten in den Produktionsländern erheblich zugenommen. Die Folge: Rund drei Viertel der Einkünfte von Bananenarbeiter/innen in Ecuador liegen unterhalb der Armutsgrenze, tausende von kleinbäuerlichen Produzent/innen haben bereits ihre Existenz verloren.

Preisdruck verringern, Marktmacht beschränken

Oxfam fordert die Supermarktketten auf, den Kosten- und Preisdruck auf ihre Lieferant/innen zu verringern, um so existenzsichernde Einkommen für die Produzent/innen und Arbeiter/innen in Anbauländern sicherzustellen. Insbesondere müssen sie dafür sorgen, dass in Ecuador der Mindestpreis gezahlt wird. Die Bundesregierung muss die Marktmacht der Supermärkte beschränken, unfaire Einkaufspraktiken eindämmen und dazu beitragen, die kleinbäuerliche Produzent/innen sowie die Arbeitsrechte der Beschäftigten in der Lieferkette zu stärken.

Grundlage des aktuellen Berichts ist eine von Oxfam beim französischen Forschungsinstitut BASIC (Bureau d’Analyse Sociétale pour une Information Citoyenne) in Auftrag gegebene Untersuchung zu den Auswirkungen der Preispolitik deutscher Supermarktketten auf Produzent/innen und Beschäftigte in Ecuador und Kolumbien. Ergänzend führte Oxfam Interviews mit Expert/innen in Deutschland und Ecuador.

Quelle

Oxfam Deutschland e.V. 2014

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