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Bundesbehörden fahren Spritschlucker

Nur vier ‚Grüne Karten‘ beim DUH-Dienstwagencheck von Bundesbehörden und öffentlichen Unternehmen.

Erste Dienstwagenerhebung der Deutschen Umwelthilfe unter Bundesbehörden und öffentlichen Unternehmen. Über die Hälfte der befragten Institutionen erhält wegen zu hoher Klimagasemissionen oder Auskunftsverweigerung eine „Rote Karte“.

“Grüne Karten“ gehen an das Umweltbundesamt, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt sowie die Unfallkasse des Bundes.

Die öffentlichen Banken verweigern fast geschlossen die Auskunft zum Spritverbrauch ihrer Dienstwagen. Die Deutsche Bundesbank und ihr Direktor Jens Weidmann verfügen über eine fast vorbildliche Dienstwagenflotte.

Zum zweiten Mal hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) insgesamt 20 Bundesbehörden zu ihren Dienstwagen und deren Nutzung befragt. Ergänzt wurde die Erhebung in diesem Jahr durch die Abfrage bei 19 Unternehmen im Bundesbesitz sowie Banken mit Bundes- oder Landesbeteiligung. Bewertet wurden der CO2-Ausstoß der Dienstwagen sowie die jeweilige Flottenstrategie.

Das Ergebnis der Umfrage bezeichnete die Umweltschutzorganisation als ernüchternd. Obwohl seit diesem Jahr der EU-Zielwert für CO2 bei 130 Gramm liegt, erfüllten nur drei von insgesamt 20 Bundesbehörden sowie eines von 19 Bundesunternehmen die EU-Vorgaben und erhielten die „Grüne Karte“ für glaubwürdiges Klimabewusstsein für ihr Dienstwagenmanagement.

„Es ist unverständlich, warum Behördenleiter wie die Präsidentin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Klimakiller-Limousinen immer noch ein Schaufahren gegen die Energiewende betreiben. Spritsparende Dienstwagen schützen nicht nur das Klima, sondern sparen auch Steuergelder. Erfreulich ist hingegen das fast vorbildliche Verhalten des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann, dessen Vorstandslimousine den EU-Zielwert nur knapp verfehlt und dessen Firmenflotte sogar deutlich darunter liegt“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Den EU-Zielwert für 2012 von 130 g CO2/km unterschreiten die Dienstwagenflotten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, des Bundespresseamtes, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, der Deutschen Bundesbank, der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Bundesagentur für Arbeit und der Unfallkasse des Bundes. Den sparsamsten Dienstwagen, einen VW Passat 1.6 TDI Blue Motion mit einem CO2-Ausstoß von 115 g/km, fährt Umweltbundesamt-Präsident Jochen Flasbarth. Seine Behörde verfehlt jedoch mit einem durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 135 g/km den EU-Zielwert.

Den besten Flottenemissionswert unter allen Befragten erreicht mit 123 g CO2/km wie im Vorjahr die Deutsche Rentenversicherung Bund. Weil deren Präsident Herbert Rische jedoch weiterhin auf ein klimaschädliches Fahrzeug mit einem CO2-Ausstoß von 174 g/km setzt, erhält sie in der Gesamtbetrachtung nur die „Gelbe Karte“.

Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Flottenfahrzeuge sank von 160 g/km im Jahr 2011 auf 147 g/km in 2012. Auch unterschreiten mit sieben Behördenleitern in diesem Jahr deutlich mehr Führungskräfte den geltenden EU-Zielwert. 2011 gelang dies nur dem Präsidenten des Umweltbundesamtes. Die beschleunigte Ausmusterung spritintensiver Dienstwagen führt die DUH auch auf die jährliche, vergleichende Darstellung von Behörden und Unternehmen zurück.

Große Unterschiede zwischen Bundesbehörden und -unternehmen gab es hinsichtlich der Transparenz. Während die 20 befragten Bundesämter und -anstalten sich auskunftsbereit zeigten, weigerten sich viele Bundesunternehmen, die Fragen der DUH zu beantworten. Von 19 Unternehmen machten 13 keine oder nur sehr lückenhafte Angaben.

Vor allem die öffentlichen Banken bewiesen einmal mehr ihre Abneigung gegen zu viel Transparenz. Den ersten Platz bei den öffentlichen Unternehmen belegte die Unfallkasse des Bundes mit der einzigen grünen Karte. „Gelb“ erhielt neben der Deutschen Rentenversicherung Bund die Deutsche Bundesbank, die durch Ihre Auskunftsbereitschaft besonders positiv auffiel und im Gegensatz zu den meisten anderen Banken die CO2-Werte der Dienstwagenflotte und des Vorstandsfahrzeuges preisgab.

Auch die Norddeutsche Landesbank (NORD/LB) gestattete den Blick unter die Motorhaube ihrer Dienstwagen, deren deutlich zu hoher CO2-Ausstoß jedoch noch stark verbesserungswürdig ist.  Die „Rote Karte“ für Intransparenz oder einen zu hohen CO2-Ausstoß der Dienstfahrzeuge vergab die DUH an sieben Bundesbehörden und 16 Bundesunternehmen.

Die DUH fragte in diesem Jahr erstmals auch nach der Flottenstrategie und Maßnahmen für eine umweltfreundlichere Mobilität. Dabei erkundigte sie sich, inwieweit die Behörden und Unternehmen alternative Antriebe nutzen, Fahrertraining anbieten, den Radverkehr und die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Bahn fördern sowie über einen CO2-Flottenrichtwert und Bonus-/Malussystem verfügen.

Das Ergebnis: Neun Behörden und Unternehmen weisen umfangreiche Konzepte vor. So legen zum Beispiel die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Bundesdruckerei bei der Beschaffung von Neufahrzeugen einen Höchstwert von 160 g CO2/km fest. Die Bundesdruckerei verknüpft dies zudem mit einem Bonussystem.

Das Umweltbundesamt will in seinem Fuhrparkkonzept die CO2-Emissionen der Kfz-Flotte gegenüber 2010 bis 2014 um 10 Prozent senken und legt beim Mobilitätsmanagement Wert auf die Förderung alternativer Verkehrsmittel. Viele Behörden und Unternehmen bieten außerdem in Kooperation mit den lokalen Verkehrsbetrieben Jobtickets, Bahncards oder Dienstfahrräder an, um die Attraktivität von Alternativen zum Dienstwagen zu erhöhen.

Die Ergebnisse der Dienstwagenabfrage

Quelle

Deutsche Umwelthilfe 2012

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