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„Das Ende des China-Zyklus“

Neue Roland Berger-Studie untersucht den soziopolitischen Wandel in China. Der chinesische „Niedriglohn“-Fertigungszyklus neigt sich dem Ende zu.

  • Gemessen am Bruttoinlandsprodukt wird China bis 2025 zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen
  • Das rasante Wachstum der letzten Jahrzehnte hält jedoch nicht an: In einigen Branchen wurde der Wendepunkt bereits überschritten und der Marktanteil Chinas ist hier rückläufig
  • Alternde Bevölkerung: Zahl der Erwerbstätigen schrumpft bis 2030 um 100 Millionen; das führt zu Arbeitskräftemangel und höheren Produktionskosten
  • China verliert seinen Kostenvorteil wegen des steigenden Gehaltsniveaus, der Inflation sowie der hohen Export- und Transportkosten
  • Ausländische Unternehmen sollten ihre Fertigungsstrategie in China überdenken

Nach drei Jahrzehnten rasanten Wachstums hat sich China zu einer Wirtschaftsmacht entwickelt und könnte bis 2025 gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Doch die volkswirtschaftlichen Trends deuten gleichzeitig auf ein Ende des rasanten Wachstums hin: Die Ein-Kind-Politik des Landes, die schnell alternde Gesellschaft und die sinkende Zahl der Erwerbstätigen können zu starken Engpässen in verschiedenen Industriesektoren und zu steigenden Herstellungskosten führen. Zudem spielen andere Faktoren wie die Inflation und die hohen Export- und Transportkosten eine wesentliche Rolle. So zeichnet sich in manchen Industriebereichen wie der Textilbranche eine deutliche Trendumkehr ab. Hier ist der chinesische Anteil am Weltmarkt schon jetzt rückläufig, so die Ergebnisse der Studie „Das Ende des China-Zyklus“ von Roland Berger Strategy Consultants.

„Ausländische Unternehmen, die einen Teil ihrer Produktion nach China verlagert haben, sind gut beraten, ihre Fertigungsstrategie in China zu überdenken“, sagt Thomas Wendt von Roland Berger Strategy Consultants. „Für viele Unternehmen löst sich das Werteversprechen in China gerade in Luft auf: Kostensteigerungen machen den Wettbewerbsvorteil des Landes zunichte.“

Weniger Erwerbstätige, höhere Produktionskosten

In den letzten Jahrzehnten hat sich China zu einer Wirtschaftsmacht entwickelt. Bis zum Jahr 2025 könnte das Land sogar zur zweitgrößten Volkswirtschaft aufsteigen: „Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde dann 7,6 Milliarden Euro betragen – das ist doppelt so viel wie das BIP von Deutschland und Indien zusammen“, sagt Thomas Wendt. Gleichzeitig steht China aber auch vor neuen Herausforderungen: So zeigt die Studie eine rasch alternde und schrumpfende Erwerbsbevölkerung – ein Resultat der Ein-Kind-Politik in China. Jeder vierte Chinese wird 2030 bereits älter als 60 Jahre alt sein. „China steuert auf ein riesiges demographisches Problem zu“, warnt Brandon Boyle von Roland Berger. „Während die Anzahl der Rentner in China stetig steigt, schrumpft die Erwerbsbevölkerung bis 2030 sogar um zehn Prozent. Das sind 100 Millionen Erwerbstätige weniger.“

Gleichzeitig führen die Bemühungen der chinesische Regierung um verbesserte Lebensbedingungen im Landesinneren dazu, dass immer weniger Menschen vom Land in die Städte abwandern. Der daraus resultierende Arbeitskräftemangel wird den Druck auf die Gehälter weiter erhöhen. „Die Gehälter in China sind seit 1999 bereits um 258 Prozent gestiegen“, sagt Boyle. „Dazu haben auch Arbeiterunruhen und Streiks beigetragen.“

Kehrtwende in einigen Industriesektoren

Steigende Gehälter sind zwar der Hauptkostentreiber, doch der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit wird durch die Kombination aus Inflation und Druck auf den Wechselkurs noch mehr beschleunigt. Hinzu kommen immer höhere Kosten für Export und Transport. Allein die Exportkosten in China sind mit 49 Prozent seit 2006 deutlich stärker gestiegen als in anderen Ländern; der globale Durchschnitt liegt bei lediglich 13 Prozent. Zudem führen höhere Ölpreise und der zunehmende globale Energieverbrauch zu höheren Transportkosten. Fazit: Allein im Zeitraum von 2010 bis 2015 erwarten die Roland Berger-Experten, dass die Produktionspreise in China um 75 Prozent ansteigen werden.

„Auch die Tatsache, dass die chinesische Regierung weiter auf wirtschaftliche Entwicklung setzt, stellt eine Herausforderung für das traditionelle Niedrigkostenmodell dar“, sagt Thomas Wendt. „Denn wir beobachten eine Abkehr der chinesischen Wirtschaft von arbeitskräfteintensiven Branchen mit geringem Mehrwert.“ Der chinesische Fertigungssektor befindet sich daher bereits im Umbruch: „Schlüsselindustrien wie die Textilbranche haben den sogenannten Tipping Point bereits erreicht und stehen kurz vor dem Verlust von Marktanteilen“, erklärt Thomas Wendt. Viele Unternehmen suchen daher schon in Nachbarländern wie Vietnam nach einer jüngeren und zuverlässigeren Belegschaft, günstigeren Handelsbeziehungen sowie niedrigeren Produktionskosten. „Nur für Branchen wie die Halbleiter-, die Platinen- und die Automobilindustrie bestehen immer noch Expansionschancen innerhalb Chinas“, so Wendt.

Unternehmen sollten chinesischen Footprint überprüfen

Obwohl sich der Niedrigkosten-Zyklus seinem Ende zuneigt, bestehen in China viele weitere Kosteneinsparmöglichkeiten für Unternehmen. So bietet das Land immer öfter steuerliche Anreize und Preisnachlässe beim Grundstückserwerb, um zentrale und westliche Regionen sowie Projekte im High-Tech- und Umwelttechnologiebereich zu begünstigen. „Der Bau von Industrieparks mit günstigen rechtlichen Rahmenbedingungen in diesen Provinzen lockt große Investoren an“, fasst Boyle zusammen. „So haben internationale High-Tech-Firmen kürzlich bekannt gegeben, dass sie Investitionen von über drei Milliarden Dollar in Forschungs- und Entwicklungszentren sowie High-Tech-Produktionsanlagen in China planen.“

Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter: www.rolandberger.com/pressreleases

Quelle

Roland Berger Strategy Consultants 2012

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