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Die Reaktorkatastrophe von Fukushima verschärfte die Umweltsorgen der Deutschen

Nach dem Reaktorunglück in Fukushima am 11. März 2011 stieg der Anteil der Menschen in Deutschland, die sich sehr große Sorgen um die Umwelt machten, um 20 Prozent.

So lautet das zentrale Ergebnis einer Studie auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die Forscher des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio sowie der US-amerikanischen Cornell University in Ithaca erstellt haben. „Die verstärkten Ängste führten zu einer starken Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens der Befragten“, sagt der DIW-Ökonom Christian Krekel, einer der Autoren. „Besonders Frauen waren betroffen.“

Die Studie belegt, wie sehr Umweltkatastrophen das seelische Gleichgewicht von Menschen erschüttern können, selbst wenn sie sehr weit vom Unglücksort entfernt leben und persönlich nicht unmittelbar betroffen sind. Die Studie wurde als SOEPpaper 599 veröffentlicht.

Für ihre Analyse hatten die Forscher die Angaben von mehr als 16.000 im SOEP befragten Männern und Frauen ausgewertet. Ergebnis: Vor der Katastrophe von Fukushima machten sich etwa 30 Prozent der Menschen hierzulande große Sorgen um die Umwelt. Nach dem Reaktorunglück waren es etwa 36 Prozent. Darüber hinaus zeigen die SOEP-Daten, dass es um die seelische Gesundheit der Menschen, die sich nach dem Unglück große Sorgen um die Umwelt machten, signifikant schlechter stand als um die Gesundheit der weniger Besorgten. Das galt vor allem für Frauen.

„Durch Fukushima rückten die Risiken von Atomkraftwerken wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen in Deutschland“, sagt DIW-Ökonom Christian Krekel. „Wie bereits frühere SOEP-Studien gezeigt haben, sind Frauen sensibler gegenüber Risiken als Männer.“

Überrascht waren die Forscher über den großen Einfluss der Politik auf die gewachsenen Umweltsorgen der Menschen in Deutschland. Die SOEP-Daten zeigen: Nachdem die Bundeskanzlerin Angela Merkel am 30. Mai 2011, also etwa drei Monate nach dem Unglück, den Atomausstieg verkündet und die Energiewende eingeläutet hatte, ging der Anteil der sehr besorgten Befragten auf 28 Prozent zurück, das heißt, er sank knapp unter das vor der Katastrophe gemessene Niveau.

Zum Vergleich hatten die Forscher untersucht, wie die Menschen in Deutschland nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 reagiert hatten.

Ergebnis: Nach Tschernobyl stieg der Anteil der Befragten, die sich sehr um die Umwelt sorgten, um zehn Prozentpunkte; nach Fukushima waren es nur sechs Prozentpunkte.

„Nach der Katastrophe von Tschernobyl stieg die Besorgnis stärker an, da die Menschen in Deutschland von den Folgen des Reaktorunglücks unmittelbar betroffen waren“, sagt Christian Krekel. Drei Monate nach Tschernobyl war der Anteil der stark besorgten Befragten noch etwa genauso groß. Den Grund dafür vermuten die Forscher darin, dass das politische Umdenken in der Energiepolitik nach Tschernobyl ausblieb.

Quelle

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) 2014

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