Fossilbranche will Ende des EEG
Die deutschen Energieunternehmen erwarten von der nächsten Bundesregierung einen radikalen Umbau der Förderung erneuerbarer Energien sowie des gesamtes Strommarktes.
Ein am heutigen Freitag vorgestelltes Konzept des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht vor, die feste Einspeisevergütung schrittweise abzuschaffen und durch eine Pflicht zur Vermarktung an der Börse zu ersetzen. Dazu soll eine feste Prämie kommen, deren Höhe regelmäßig durch eine Auktion neu festgelegt wird. Die Grünstrom-Förderung soll jedoch gedeckelt werden.
Nach dem BDEW-Konzept müsste jeder, der eine Erneuerbaren-Anlage neu errichten will, vorab ein Angebot für eine solche feste Prämie machen. Andere Marktteilnehmer könnten ihn dabei unterbieten. Ein solcher Wettbewerb werde die Stromkunden entlasten, wirbt der BDEW. Die Umstellung der Ökostrom-Förderung vom EEG auf diese sogenannte Ex-Ante-Prämie soll Ende 2015 abgeschlossen sein.
Wie das Magazin Der Spiegel berichtet, haben nicht nur die Erneuerbaren-Branche, sondern auch die entsprechenden Sparten der großen Energiekonzerne vor dem Vorschlag gewarnt: Das Modell werde den erneuerbaren Energien „den Todesstoß versetzen“. Die Prämie könne die Neubaukosten nicht decken und die Börsenstrompreise ließen sich nicht hinreichend vorhersagen. Das mache die Investition in Erneuerbare deutlich riskanter. Selbst im Bundeswirtschaftsministerium gebe es Kritiker der Ex-Ante-Prämie, will der Spiegel erfahren haben.
Der zweite wichtige Punkt im Konzept des BDEW betrifft die fossilen Kraftwerke. Sie sollen in einem künftigen Strommarkt mit hohem Erneuerbaren-Anteil wieder rentabel werden, indem ihnen eine Rolle als Reservekraftwerke garantiert wird: Wer Ökostrom verkaufen will, soll einen sogenannten Versorgungsnachweis vorlegen. Das bedeutet, dass die Stromanbieter selbst Kohle- und Gaskraftwerke unter Vertrag nehmen müssen, die zu den Zeiten einspringen, wo die fluktuierenden erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind nicht genug Strom liefern können. Entsprechende Versorgungssicherheits-Zertifikate sollen an der Börse gehandelt werden können.
Laut Spiegel hat der BDEW das Konzept, das der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vorgeschlagen hat, bisher stets abgelehnt, sich jedoch mittlerweile von den finanziellen Vorteilen überzeugen lassen.
Oliver Krischer, Sprecher für Energiewirtschaft der Grünen im Bundestag, begrüßte, „dass der BDEW sich klar von einem radikalen Systemwechsel bei der Ökostromförderung distanziert“. Das Papier enthalte „interessante Vorschläge“, die Zwangsvermarktung könne jedoch dazu führen, „dass Ökostrom zu Lasten der Endkunden weiterhin an der Börse verramscht wird“. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) warnte vor einer Verteuerung des Stroms durch das Prämien-Modell, weil Investoren in Erneuerbaren-Anlagen die Risiken der Preisentwicklung in die Kalkulation einpreisen müssten.
Der BDEW vertritt nach eigenen Angaben rund 1.800 Unternehmen, allerdings sind viele davon Tochterunternehmen der vier großen Energiekonzerne RWE, Eon, EnBW und Vattenfall.
Quelle
KLIMARETTER.INFO | mb 2013