Französisches Atommüll-Endlager wird grenznah gebaut
Die französische Nationalversammlung hat die Genehmigung für den Standort des Atomendlagers im Lorraine nahe der deutschen Grenze erteilt. Frankreich hat es eilig, während die deutschen Nachbarländer an den Grundlagen für die Entscheidung zweifeln.
Frankreich hat 58 Kernreaktoren, radioaktiver Müll lagert bereits oberirdisch und könnte ab 2030 nahe des Dorfes Bure in Lothringen eingelagert werden. Das Gebiet im Departement Meuse liegt rund 125 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Die Entscheidung der Franzosen löst vor allem bei den direkt betroffenen Bundesländern eine hohe Besorgnis aus, zumal Saarlands Landesregierung an der Sicherheit des Vorhabens zweifelt.
Mit Subventionierung Zustimmung erkauft
Atomkraft wird in Frankreich – anders als in Deutschland – von einem Großteil der Bevölkerung voll akzeptiert. Denn Atomstrom ist billig und wird vom Staat subventioniert, und obwohl der Atomkonzern Areva Milliardenverluste rechnet und die künstlich niedrig gehaltenen Preise erhöht werden müssten, hat Umweltministerin Segolène Royal doch wieder eine leichte Senkung der Strompreise angekündigt. Staat und Atomkonzerne sind in Frankreich eng verstrickt.
Die Suche nach einem Endlager ist aber auch in Frankreich ein Politikum, an möglichen Standorten gab es durchaus Proteste von Anwohnern. Dass der radioaktive Müll nun nach Bure bei Nancy im Lorraine kommen soll ist kein Zufall. Das wirtschaftlich schwache Gebiet hat eine geringe Bevölkerungsdichte und es gab wenig Protest – wohl auch deshalb, weil die Region damit hohe Fördergelder zugesprochen bekommt.
Tongestein nicht hinreichend untersucht
Bei den vorliegenden Gesteinsschichten handelt es sich in dem Gebiet um Tongestein, das laut Expertisen für 100.000 Jahre Schutz vor der radioaktiven Strahlung bieten soll. Zunächst ist eine Einlagerung in Stahlbehältern mit einer geschätzten Haltbarkeit von rund 7.000 Jahren für die nächsten 100 Jahre geplant. Kritiker warnen vor einer überstürzten Lösung, denn es werde immer noch geforscht über das Thema Endlager, und Fragen zu Trinkwasseradern und Verhalten des Gesteins seien nach wie vor nicht ausreichend geklärt.
Marode Meiler
Nicht weit vom geplanten Endlager entfernt fordern Anwohner auf beiden Seiten schon lange die Stilllegung des maroden AKW Fessenheim, was bis Ende 2016 versprochen war, jedoch weiterhin nicht in Sicht ist. Die saarländische Landesregierung hat angekündigt, dass sie eine Beteiligung am Genehmigungsverfahren für das geplante Atommüll-Endlager bei Bure erwartet; der endgültige Bauauftrag wird in 2025 erwartet. Eine Beteiligung von Nachbarstaaten an derartigen atomrechtlichen Genehmigungsprozessen ist in der EU durchaus üblich und rechtlich gegeben. Frankreich macht Druck: Laut der Atomagentur ANDRA könnten erste Behälter mit radioaktivem Müll bereits im Jahr 2030 in die Stollen bei Bure kommen.