G7 müssen sich auf Geschlechtergerechtigkeit konzentrieren
Oxfam: Frauen sind besonders von der Ungleichheitskrise betroffen
Jörn Kalinski, Leiter der Abteilung Politik und Kampagnen von Oxfam Deutschland erklärt: „Frauen funktionieren für die Wirtschaft – aber die Wirtschaft funktioniert nicht für die Frauen. Sie nähen unsere Kleidung, bauen unsere Nahrung an und ziehen unsere Kinder auf, aber vielerorts haben sie keinen gleichberechtigten Zugang zu Land, Eigentum und anderen Mitteln, um Einkommen und Vermögen zu erwirtschaften. Sie sind überdurchschnittlich oft in schlecht bezahlten, prekären, informellen und unsicheren Arbeitsverhältnissen beschäftigt. In 104 Ländern haben sie nicht die gleichen wirtschaftlichen Rechte wie Männer.
Gleichzeitig sind es Frauen, die den Löwenanteil an unbezahlter Pflege- und Sorgearbeit verrichten, ohne die unser Wirtschaftssystem nicht funktionieren würde. Allein damit tragen sie jährlich geschätzte 10 Billionen US-Dollar zur Wirtschaftsleistung bei. Die Profite daraus steckt vor allem das reichste Prozent der Bevölkerung ein – vorwiegend Männer.“
Oxfam fordert die G7 auf, soziale Ungleichheit zu bekämpfen und für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören dabei:
Programme zur gleichberechtigten Teilhabe von Mann und Frau aufzusetzen und sicherzustellen, dass durch staatliche Ausgaben gezielt die Benachteiligung von Frauen abgebaut wird.
Mehr in soziale Grunddienste wie öffentliche Gesundheitsversorgung und Bildung zu investieren. Davon profitieren vor allem Frauen, denn solche Investitionen reduzieren die unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit und beseitigen die Ungleichheit beim Zugang zu Bildung und Gesundheit.
Die kanadische G7-Initiative zu Bildung für Mädchen und Frauen in Krisen- und Konfliktländern auch finanziell mit einem angemessenen Beitrag zu unterstützen. Ein gerechter deutscher Anteil wären jährliche Beiträge von 100 Millionen Euro für die Globale Bildungspartnerschaft (GPE) und 50 Millionen für den Fonds „Bildung kann nicht warten“ (Education Cannot Wait).
Die jahrzehntealten Entwicklungshilfeversprechen endlich ohne Bilanztricksereien einzulösen und gleichzeitig für eine geschlechtergerechte Ausrichtung der deutschen Entwicklungspolitik sorgen. Deutschland hat das international vereinbarte Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe auszugeben, im Jahr 2017 wieder nicht erreicht. Der aktuelle Anteil liegt bei 0,66 Prozent und beinhaltet auch Kosten für die Aufnahme geflüchteter Menschen in Deutschland, kommt also nicht in voller Höhe armen Ländern zugute.
Kalinski kommentiert: „Ohne Geschlechtergerechtigkeit werden wir die wachsende soziale Ungleichheit nicht abbauen. Und abgebaut muss sie werden, denn die derzeitigen Verhältnisse sind ungerecht und gefährlich. Extreme Ungleichheit sprengt den sozialen Zusammenhalt, sie behindert den Kampf gegen die Armut, ist ökonomisch nicht sinnvoll und eine Gefahr für die Demokratie.“
- Warum ökonomische Ungleichheit ein feministisches Thema ist | Das Wachstum der Weltwirtschaft beruht auf der Ausbeutung von Frauen und Mädchen. Diese tragen zwar enorm viel zur Wirtschaftsleistung bei, profitieren aber kaum davon: Frauen verdienen weniger, haben weniger Rechte und schlechteren Zugang zu Gesundheit und Bildung als Männer. Die G7 müssen den Kampf gegen diese Ungleichheit aufnehmen und die Rechte von Frauen und Mädchen stärken. Von Winnie Byanyima