Green-Tech: gebrauchte Akkus für die private Energiewende
Mecklenburger und Schweizer Unternehmen entwickeln Haus-Stromspeicher auf Recyclingbasis.
Der Schweriner Energieversorger WEMAG hat mit Partnern einen innovativen Stromspeicher auf Basis eines Nachnutzungskonzepts mobiler Akkus entwickelt. „Wir wollen unseren Kunden aktiv die Möglichkeit geben, Teil der Energiewende zu werden und haben dazu passende Produkte, z.B. zur teilweisen Selbstversorgung mit Strom entwickelt“, erklärte Vorstandsmitglied Caspar Baumgart die Philosophie. Herzstück ist der selbstentwickelte ReeVOLT-Stromspeicher. Das kostengünstige Akku-System kann bis zu 5 kWh selbsterzeugten Strom aufnehmen. In Verbindung mit einer passenden PV-Anlage auf dem Dach kann so mehr als die Hälfte des Strombedarfs eines Einfamilienhauses aus eigenen Quellen gedeckt werden.
Ressourcen sparen durch Nachnutzung
Das System unter dem Namen „ReeVOLT!“ soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Eine echte Innovation daran ist der modulare Aufbau – bis zu 16 einzelne Akkus können je nach Bedarf in den Speicher eingesetzt werden. So kann der Speicher den Bedürfnissen seiner Umgebung angepasst werden. Bei den Speichermodulen handelt es sich um handelsübliche E-Bike-Akkus aus den FLYER E-Bikes der Schweizer Firma BikeTec.
Die Akkus können entweder neu erworben oder gebraucht in einem grünen Nachnutzungs-Konzept weiterverwendet werden. Die Lithium-Mangan-Akkus von Panasonic stehen nämlich in großen Mengen als Recycling-Akkus zur Verfügung. „Unser Anspruch war es, bei der Entwicklung des Speicherkonzepts so ressourcenschonend wie möglich vorzugehen“, sagte Entwicklungsleiter Raymond See bei der Vorstellung des Speichers.
Die Gebraucht-Akkus stammen aus der FLYER Mietflotte des Schweizer E-Bike-Produzenten BikeTec und haben noch eine Restkapazität von etwa 80 Prozent. „Die Akkus bleiben nur zwei Jahre in unserem Verleihprogramm, dann tauschen wir Sie aufgrund unseres Qualitätsmanagements aus“, erklärt Thomas Hummel von BikeTec. „Für ausgedehnte Urlaubs-Radtouren haben diese Akkus dann zu knappe Kapazität, aber durch den Einsatz vieler Akkupacks können die im Haus benötigten Stromstärken und -Kapazitäten problemlos bewältigt werden“, ergänzt er.
“Wir garantieren dem Kunden eine feste Mindestkapazität, wenn wir ihm die Akkus verleihen”, versichert See. Der Kunde kann entscheiden, ob er für den Stromspeicher eigene Akkus kauft, oder eine vereinbarte Speichermenge aus Recycling-Akkus mietet. Diese würden bei Unterschreitung der garantierten Kapazität kostenlos durch die WEMAG ausgetauscht werden.
Vergleichbare Speicher deutlich teurer
Die WEMAG rechnet damit, dass sie den Speicher ab dem 3. Quartal 2013 an Kunden liefern kann. Die Speicherstation soll inklusive Installation 5.999 Euro kosten. Für die Vermietung der eigentlichen Speicherkapazität veranschlagt die WEMAG 27,50 Euro für 2,5 kWh. Die Nullserie war bereits am Tag der Produktvorstellung ausverkauft. „Durch die Kombination eines flexiblen Speichers und Recycling-Akkus, ermöglichen wir einen absolut günstigen Einstieg in die Selbstversorgung mit grünem Strom“, erklärte See. Vergleichbare Produkte würden bisher etwa das Doppelte kosten.
Einfache Installation im Haus
Elektromobilität spielt in dem Konzept eine wichtige Rolle. Die geladenen Akkus können auch wieder in passenden E-Bike-Modellen eingesetzt werden, da ein Mischbetrieb mit neuen und gebrauchten Speichern möglich ist. Von Vorteil ist auch, dass die Akku-Systeme sehr erprobt sind. Seit dem Jahr 2003 bietet der Schweizer Hersteller Elektro-Räder mit Lithium-Ionen-Akkus an. Im stationären Einsatz benötigen die Lithium-Akkus keine besonderen baulichen Anforderungen, wie sie beispielsweise beim Einsatz von Bleibatterien durch Zwangsentlüftung notwendig wären.
Der Speicher richtet sich an private Haushalte und kleine Gewerbekunden. Durch seine kompakte Abmessung kann er problemlos auch ein kleinen Hauswirtschaftsräumen oder engen Kellern aufgestellt werden. Auch eine Aufstellung im Wohnbereich ist wegen des ansprechenden Designs denkbar. Eine Erweiterung des Systems um weitere Speichergehäuse ist geplant. Ausgangspunkt der Entwicklung war eine Kooperation des Energieversorgers mit dem Schweizer Elektrofahrrad-Hersteller im Rahmen des InMod-Projekts der FH Wismar. Die WEMAG, die für das Forschungs-Projekt 300 E-Bikes lieferte, suchte eine Nachnutzung für die E-Bike-Akkus.
Quelle
WEMAG 2013