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Depositphotos.com | MichaelVi | BlackRock

© Depositphotos.com | MichaelVi | BlackRock | Bisher nur „Greenwashing“ statt Kohleausstieg bei Blackrock – im Bild die Vertretung in San Francisco.

Greenwashing-Vorwürfe: BlackRock nur schwachgrün

Der vor einem Jahr angekündigte Kohleausstieg des weltgrößten Finanzkonzerns hat die Geschäfte bisher kaum klimafreundlicher gemacht, ergibt eine NGO-Analyse. BlackRock sei sogar am Neubau von Kohlekraftwerken beteiligt. Der US-Riese entgegnet, sein Einfluss sei begrenzt.

Vor einem Jahr ging der weltweit größte private Finanzinvestor BlackRock auf Umweltkurs. Zumindest verbal.

Der Gründer und Chef des US-Konzerns, Larry Fink, machte sich für den Klimaschutz stark und sagte eine baldige „erhebliche Umverteilung von Kapital“ in Unternehmen mit niedrigem CO2-Fußabdruck voraus.

In einem Brief an die Kunden schrieb er: „Wir sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit unser neuer Investmentstandard sein sollte.“ Das sorgte damals für großes Aufsehen in der Finanzwelt.

Eine neue Untersuchung lässt nun starke Zweifel daran aufkommen, dass BlackRock diese Maxime auch wirklich in die Tat umsetzt.

Die beiden Nichtregierungsorganisationen Urgewald aus Deutschland und Reclaim Finance aus Frankreich haben die Investments des Unternehmens analysiert, das derzeit Aktien und Firmenanleihen im Wert von 7.800 Milliarden US-Dollar verwaltet. Ihr Urteil: Die Ankündigung habe das Geschäft von BlackRock „kaum beeinflusst“.

Ein Jahr nach der Ankündigung, nicht mehr in Firmen mit „hohem Risiko in Sachen Nachhaltigkeit“ zu investieren und Produzenten von Kraftwerkskohle Kapital zu entziehen, halte BlackRock weiterhin Anteile an Kohlefirmen im Wert von mindestens 85 Milliarden US-Dollar. Kohle ist der mit Abstand klimaschädlichste Energieträger.

Die Expertin Lara Cuvelier von Reclaim Finance kritisierte, das Versprechen des Investmentriesen sehe bisher nach „reinem Greenwashing“ aus. Wolle Fink sein Unternehmen wirklich zum Vorreiter in Sachen Klimaverantwortung machen, müssten grünen Worten auch grüne Taten folgen. „Das absolut Mindeste, was BlackRock jetzt tun muss, ist endlich ein für alle Mal aus der Kohle auszusteigen.“

Ein Kohleausstieg, der Kohlekraftwerke ausspart

Laut der Analyse schließt die BlackRock-Richtlinie vom Januar 2020 nur 17 Prozent der globalen Kohleindustrie aus. Durchs Raster fallen demnach Firmen, die neben Kohle auch andere Rohstoffe abbauen und daraus über 75 Prozent Umsatz generieren.

Zudem ignoriere die Richtlinie den emissionsreichsten Teil der Kohleindustrie, darunter Konzerne, die nicht nur Kohle abbauen, sondern diese auch in Kraftwerken verbrennen.

So sei BlackRock weiterhin in Kohleriesen wie den indischen Adani-Konzern und Europas größte CO2-Produzenten RWE (Deutschland) und PGE (Polen) investiert. Der Finanzkonzern halte sogar weiterhin Anteile an Firmen, die den Bau neuer Kohlekraftwerke planen.

Ein weiteres Problem ist, dass die BlackRock-Richtlinien auf rund drei Viertel der investierten 7,8 Milliarden Dollar keinen direkten Einfluss haben. Sie stecken in börsengehandelten Fonds, sogenannten ETFs, die direkt der Zusammensetzung und Entwicklung von Aktienindizes wie dem Dax folgen.

BlackRock räumte auf Anfrage indirekt ein, dass der Kohle-Exit begrenzt ist: „Dort, wo die Kundenmandate uns das erlauben, haben wir Aktien und Anleihen von Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihrer Einnahmen aus der thermischen Kohleproduktion generieren, vollständig abgebaut.“

Wo BlackRock keine Unternehmen ausschließen kann, etwa bei einem Aktienindex wie dem Dax, setzt das Unternehmen den Abgaben zufolge auf seinen Einfluss als Aktionär. „Wo wir keine ausreichenden Fortschritte sehen, nutzen wir unser Stimmrecht.“ So habe man bei den Energiekonzernen Uniper, Fortum, ČEZ und PGE gegen Aufsichtsräte gestimmt.

Zudem solle die Zahl der grünen Indizes im Angebot weiter steigen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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