Gross-Britannien: Nachdenkpause zu Hinkley Point
Nach Nachdenkpause der britischen Regierung gute Chancen, das verrückteste Krafwerk der Welt zu stoppen.
Trotz der Investitionsentscheidung von EdF vom vergangenen Donnerstag hatte Oberösterreichs Umweltlandesrat Anschober Optimismus gezeigt – dies sei nur ein Aufschub des Scheiterns des Projektes. Und schon am Freitag hat sich das Blatt tatsächlich gewendet: Die Entscheidung wurde durch die neue britische Premierministerin Theresa May verschoben, die Nachdenkpause zur Überprüfung des Projektes durch die neue britische Regierung wird voraussichtlich bis Anfang Herbst, also Ende September dauern.
Anschober: „Damit haben wir erstmals eine echte Chance auf das Stoppen des Projektes, in das laut Betreiber bereits 1,5 Milliarden Pfund investiert wurden. Das ist deshalb so entscheidend, weil Hinkley Point die Weichenstellung für die Zukunft der Atomenergie in der EU ist: Scheitert Hinkley Point und das geplante Modell der Milliardensubvention, dann wird es keine neuen Atomkraftwerke in der EU mehr geben und damit wird der schrittweise gesamteuropäische Atomausstieg eingeleitet – das Ende von Hinkley Point wäre der Einstieg in den Ausstieg. Und daher arbeitet die Atomlobby auch mit allen Mitteln für ein Durchboxen des Projektes: Gelingt dies in Hinkley Point, dann werden neue AKW an vielen Orten Europas, auch an der Grenze zu Österreich in TemelÃn, in Dukovany, in Pacs etc. folgen, eine Renaissance der Atomenergie wäre die Konsequenz.“
Anschober will daher gemeinsam mit seiner frisch gegründeten Allianz der Regionen für einen europaweiten Atomausstieg die Verzögerung der britischen Regierungsentscheidung von 2 Monaten intensiv zur Informationsarbeit in Großbritannien nutzen: „Wir wollen gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern in Großbritannien zeigen, dass das Projekt ein massiver Schaden für die britischen Konsumentinnen und Konsumenten, ein volkswirtschaftliches und betriebswirtschaftliches Debakel wäre und nur in einer massiven Abhängigkeit von chinesischen Großinvestoren und deren Atomtechnologien umsetzbar wäre. Der Verzicht auf Hinkley Point hingegen würde dazu führen, dass dieselbe Energiemenge durch ökologische Alternativen schneller und billiger produziert werden könnte.“
Die Chancen für ein Stoppen von Hinkley Point stehen nach wie vor gut:
- Alleine die Baukosten werden mittlerweile nach EdF-Schätzung auf 22 Milliarden Euro, inkl. Finanzierungskosten auf rund 30 Milliarden Euro geschätzt.
- Damit würde Hinkley Point C das teuerste jemals gebaute Kraftwerk der Welt.
- Der aktuelle Kontrollbericht für das britische Parlament schätzt den Zuschussbedarf für die gesamte Lebensdauer des AKW auf 36 Milliarden Euro.
- Laut diesem Bericht würde die Stromproduktion durch Wind- und Solarenergie deutlich billiger kommen als durch ein AKW Hinkley Point.
- Der staatlich garantierte Abnahmepreis für Strom aus Hinkley Point würde um das Vierfache über dem Marktpreis an der Strombörse liegen.
- Moody´s und Standard and Poor´s haben bereits angekündigt, dass sie HP-Investoren downgraden könnten – weitere Troubles für EdF!
- Die Folgen des Brexit und die noch offene Nichtigkeitsklage unter anderem der Republik Österreich bergen massive weitere Risiken für das Projekt.
Anschober: „Wenn alles gut geht, könnte es uns gelingen, im Herbst das Ende der Atomenergie in der EU und den schrittweisen europaweiten Ausstieg einzuleiten!“
Quelle
Umweltlandesrat Rudi Anschober 2016 | oekonews.at | holler 2016