Grüne: Ambitionierter Erneuerbaren-Ausbau senkt Strompreis bis 2030
Mit dem Klimapaket hat die Bundesregierung ihr Ziel erneuert, 65 Prozent Anteil von Photovoltaik, Windkraft und Co. zu erreichen. Eine Kurzstudie der Grünen zeigt nun, dass die Stromkunden gut fünf Milliarden Euro jährlich mehr bezahlen müssen, wenn der Ausbau der Erneuerbaren weiter lahmt.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien auf 65 Prozent im Stromsektor bis 2030, wie es das erklärte Ziel der Bundesregierung ist, wird den Strompreis senken. Dies ist die Kernbotschaft einer von Bündnis 90/Die Grünen am Montag veröffentlichten Kurzstudie, die Arepo Consult erstellt hat. Falls das Ziel jedoch verfehlt werde, würde nach verschiedenen Szenarien der Börsenstrompreis rund 8 Euro pro Megawattstunde steigen. Damit müssten Stromkunden in Deutschland jährlich 5,153 Milliarden Euro mehr – bezogen auf die Bruttostromerzeugung – zahlen. Auch einzelne stromintensive Unternehmen wären mit Mehrkosten in Millionenhöhe konfrontiert.
Die Senkung des Strompreises an der Börse durch den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft würde durch den Merit-Order-Effekt verursacht, heißt es weiter. Wind- und Solarstrom könnten zu sehr günstigen Preisen an der Strombörse gehandelt werden, da sie keine Brennstoffkosten haben. Sie senken somit auch die Zuschlagspreise für die restlichen Strommengen aus fossilen Kraftwerken. Die teuersten Kraftwerke werden aus dem Markt gedrängt. Der Effekt sei deutlich höher als der von den Szenariostudien errechnete Anstieg der Strompreise durch den Wegfall der Kohle um vier Euro pro Megawattstunde. Zugleich werde die EEG-Umlage – selbst mit einem sehr ambitionierten Ausbau bei Photovoltaik und Windkraft – im Jahr 2030 deutlich niedriger liegen als heute.
Nach Aussage der Studienautoren würde der Verzicht eines ambitionierten Ausbaus der Erneuerbaren zu deutlich höheren Stromkosten führen. Allein die Industrie müsste mit Mehrausgaben von fast zwei Milliarden Euro rechnen. Für die stromintensiven Unternehmen wäre der Strom 17 Prozent teurer als mit einem ambitionierten Ausbau. Nach der aktuellen Lastenverteilung müssten auch die Verbrauchergruppen „Haushalte“, „Gewerbe-Handel-Dienstleistungen“ und die weniger stromintensive Industrie die steigenden Kosten des verminderten Ausbaus von erneuerbaren Energien tragen. Er würde sich aber für sie weniger stark auswirken als für die Industrie, so die Autoren weiter.
Der derzeit eher halbherzige Ausbau bei Photovoltaik und Windkraft lasse Zweifel daran aufkommen, dass das Ziel von 65 Prozent Erneuerbare bis 2030 erreicht werde und damit eine kostendämpfende Wirkung für die Verbraucher erreicht werde. „Die aktuelle Entwicklung beim Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt weit unter den aktuellen rechtlichen Zielvorgaben sowie unter den Notwendigkeiten der klimakonformen Energiewende zurück“, heißt es weiter.
Mit den Sonderausschreibungen wollte die Bundesregierung 2019 und 2020 einen Zubau von rund vier Gigawatt 2019 und 2020 erreichen. Auch in den Jahren danach würden jährliche Zubauraten von etwa jeweils 3,2 Gigawatt benötigt, um das Ziel zu erreichen. Die Sonderausschreibungen könnten die Bundesregierung kurzfristig auf den richtigen Ausbaupfad zurückbringen, allerdings langfristig bliebe Deutschland bei einem gleichbleibenden Stromverbrauch hinter seinen eigenen Zielen zurück. Dies ist erst recht der Fall, der der Zubau der Windkraft an Land in Deutschland massiv eingebrochen ist – und derzeit weit unter der Zielmarke von vier Gigawatt liegt.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „pv-magazine“
(Sandra Enkhardt) 2019 verfasst
– der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von Sandra Enkhardt 2019 weiterverbreitet
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