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© Sonnenseite

Hochhaus in solarer Pracht

Eine selbst im europäischen Vergleich bedeutende Solar-Innovation zeigen zwei renovierte Hochhäuser in Zürich-Leimbach.

Die Fassaden bestehen – neben den Fenster- und Balkonelementen – vollumfänglich aus Solarmodulen. Errichtet wurde von der Baugenossenschaft Zurlinden eine 98-Kilowatt-Anlage, die den Strombedarf der rund 500 BewohnerInnen in den 170 Wohnungen immerhin zu rund einem Drittel decken soll.

Von der Dauerhaftigkeit der als Fassandenelement eingebauten Module mussten die Behörden allerdings erst überzeugt werden. Eigens durchgeführte Tests zeigten dann aber eine Beständigkeit und Witterungsfestigkeit weit über das geforderte Mass hinaus, so dass die Sharp-Teile nun in einer Dünnschichtversion mit einer kilometerlangen Verdrahtung den Häusern zur Zierde gereichen (derzeit ist nach Fertigstellung des ersten Turms der zweite im Umbau). Das rechnet sich nach Auskunft der Bauherren, der Unternehmergenossenschaft Zurlinden, auch deshalb, weil trotz der millionenteuren Verkabelung die Module an sich pro Quadratmeter Fläche kaum teurer sind als eine Metallfassade (rund 150 bis 170 Franken).

Den Befürchtungen, eine solche Installation setze die BewohnerInnen einem dauerhaft intensiven Elektrosmog aus, begegnete man mit der Anordnung der Wechselrichter in den Velokellern. So wird über die Kabel und entlang der Balkone der in den Modulen erzeugte Gleichstrom, der weit gehend smogfrei ist, an den Wohneinheiten vorbei geleitet – und der Elektrosmog erzeugende Wechselstrom erst in den Umwandlungseinrichtungen erzeugt und dann direkt ins Stromnetz eingespiesen. Erstaunlich auch, dass die Module an allen vier Fassaden, also auch nordwärts gerichtet, abgebracht wurden.

Und selbst in dieser der Sonne abgewandten Fassade, entsteht nach ersten Messungen rund zehn Prozent des total erzeugten Stroms. Das ist wohl auch der besonderen Technik der Dünnschichtmodule zu verdanken, die ein besseres Schwachlichtverhalten als kristalline Module aufweisen – also schon Licht ohne direkte Sonneneinstrahlung in Elektrizität umzuwandeln vermögen.

Eine gelungene Renovation stellen die 17 und 19 Stockwerke hohen Häuser aber auch dank der Finanzierung, einer neuen Raumaufteilung und der Erweiterung der Wohnfläche um rund zehn Prozent dar. Die erzielbaren höheren Mieteinnahmen dienen dazu, die Kosten des Umbaus (36,5 Millionen Franken) zu decken. Die Solaranlage ist wegen ihrer Fassadenintegration in  diesen enthalten, ebenso die weit gehenden Energiesparmassnahmen. Sie führen zu einer Minderung des Energieaufwands für die zuvor kaum gedämmten 70er-Jahr-Bauten um bis zu 80 Prozent – was für die MieterInnen zu einer wesentlichen Senkung der Nebenkosten führt und die um rund einen Drittel gestiegenen Mieten verkraftbarer macht.

Obwohl keine Bewohnergenossenschaft (Teilhaber sind nur die rund 50 beteiligten Unternehmer), untersteht die Institution Zurlinden den Vorschriften des gemeinnützigen Wohnungsbaus und darf nur eine Kostenmiete verlangen – sie trachtete danach, allen bisherigen MieterInnen den Verbleib in den Wohnungen zu ermöglichen.

In intensiver Auseinandersetzung und bereits zu einem frühen Zeitpunkt wurden alle Betroffenen in das Umbauprojekt einbezogen – wer wollte, konnte sogar während des Umbaus in der angestammten Wohnung verbleiben. Und die Flächenerweiterung erfolgte im Wesentlichen dank des Anbaus einer neuen Küche anstelle der früheren Balkone. Trotzdem verfügen auch die renovierten Wohneinheiten wieder über einen solche – der die Fassade mit den dunklen Modulelementen auf angenehme Art auflockert.

Quelle

Solarmedia 2012

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