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Japan: AKW sollen wieder Geld einbringen

Japans AKW-Betreiber würden ihre Meiler gerne noch vor Ende der Stresstests wieder ans Netz bringen und versuchen deshalb die öffentliche Meinung zu manipulieren.

In Japan stehen, wie in der letzten Wochenschau berichtet derzeit 43 von 54 Atomkraftwerken still. Größtenteils wurden sie während des Erdbebens vom 11. März abgeschaltet oder kurz danach. Einige waren Anfang März bereits zur Revision vom Netz und müssen nun wie alle anderen einem verschärften Sicherheitscheck unterzogen werden. Doch die AKW-Lobby macht Druck, weil sie ihre Gelddruckmaschinen wieder anwerfen möchte.

Wie üblich, wenn viel Geld im Spiel ist, sind die Methoden nicht immer ganz astrein. Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post beschreibt wie die Öffentlichkeit manipuliert wird, mit dem Ziel der Bevölkerung das Wiederanfahren der AKW schmackhaft zu machen.

In der Präfektur Saga hat die dortige Verwaltung im Internet Konsultationen über die Wiederinbetriebnahme zweier Reaktoren im AKW Genkai organisiert. Den Bürgern sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihre Meinung einzubringen. Gleichzeitig hat aber der Gouverneur der Präfektur, Yasushi Furukawa, beim örtlichen AKW-Betreiber Kyushu Electric Power sozusagen Internet-Claqeure bestellt. Auf seine Anregung hin wies das Unternehmen Mitarbeiter an, sich an der Debatte per Email zu beteiligen. Sie sollten sich als normale Bürger ausgeben und natürlich für die Wiederinbetriebnahme werben.

Furukawa weist die Vorwürfe unterdessen zurück. Der Vize-Chef des Unternehmens hätte eine private Unterredung falsch verstanden. Der Fall hat in ganz Japan für Aufsehen gesorgt, denn sollte in Saga die AKW wieder angefahren werden, könnten auch andere Präfekturen schon bald nachziehen.

Der jüngste Skandal stärkt allerdings nicht gerade das ramponierte Vertrauen der Bevölkerung in die Atomindustrie. Auch die Tatsache, dass die sogenannten Stress-Tests erst zum Jahresende abgeschlossen sein werden aber dennoch schon jetzt darauf gedrängt wird, die Meiler wieder anzufahren, fördert nicht gerade das Ansehen der AKW-Betreiber und der mit ihnen verbandelten Politiker.

Übrigens: Wie „billig“ Atomkraftnutzung ist, zeigt sich gerade in Litauen, wo einer der beiden Reaktoren des AKW Ignalina abgerissen werden soll. Wie die Plattform European Energy Review berichtet, soll der Spaß 2,9 Milliarden Euro kosten. Für das Geld ließen sich Windkraftanlagen mit einer Leistung von grob gerechnet 2,5 Gigawatt aufstellen. Mit chinesischen Anlagen wären es vielleicht sogar drei bis vier Gigawatt.

Quelle

Telepolis | Wolfgang Pomrehn 2011

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