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Klimaforscher Mojib Latif: New York und Sylt sind gefährdet

Die CO2-Konzentration lässt unsere Meere langsam versauern. Was heißt das für das Leben unter Wasser? Welche Küsten sind vom steigenden Meeresspiegel besonders bedroht? Meteorologe Mojib Latif im Gespräch mit Anna Gauto

Herr Latif, man sagt, an den Ozeanen lässt sich der Zustand des Klimas am besten ablesen. Was können wir dort erkennen?

Zunächst einmal, dass sich auch die Ozeane erwärmen. Und zwar nicht nur die oberen Schichten. Bis in Tiefen von 2.000 Metern können wir das nachweisen. Außerdem nehmen unsere Meere einen Teil des CO2 auf, das wir in die Luft blasen. Das führt dazu, dass der PH-Wert sinkt und die Meere saurer werden. Der Meeresspiegel steigt natürlich auch, weil sich erwärmtes Wasser ausdehnt und das Eis der Erde schmilzt.

Was passiert, wenn die Meere saurer werden?

Das wirkt sich auf kleine Organismen wie Krebse oder Muscheln aus, die schlechter Kalkschalen oder andere Schutzhüllen ausbilden können. Sie stehen am Anfang der Nahrungskette. Und wenn die wegbleiben, dann pflanzt sich das in der Nahrungskette fort bis hin zu den Fischen.

Das saure Milieu der Meere tötet diese wichtigen Organismen?

Zumindest werden sie geschädigt. Wie schnell das geht, wissen wir nicht, aber da tickt potenziell eine Zeitbombe. Wenn irgendwann die Nahrungsquelle im Meer versiegt, haben wir ein großes Problem.

Was hat die Erwärmung der Ozeane für Folgen für unsere Küsten?

Das ist auch unsicher, weil es regionale Unterschiede gibt. An der amerikanischen Westküste ist der Meeresspiegel in den letzten Jahren größtenteils sogar gesunken. Das führt oft zu Konfusion, weil die Leute denken, hier steigt der Meeresspiegel gar nicht, ist doch alles Quatsch mit der globalen Erwärmung. Wir können die Klimaänderung am besten in den globalen Mittelwerten sehen.

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass jedes Grad Erderwärmung die Ozeane um mehr als zwei Meter steigen lässt. Was heißt das für die Zukunft unserer Küsten?

Das ist eine Frage des Zeitraums. Wir gehen davon aus, dass der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um maximal einen Meter steigt – wie gesagt nicht überall, sondern an einigen Küsten. Das ist natürlich schon bedrohlich für einige Inseln oder auch für Länder wie Bangladesch. Die leiden heute schon darunter. Insofern müsste der Meeresspiegel gar nicht um einen ganzen Meter steigen, um diese Länder in enorme Bedrängnis zu bringen.

Quelle

forum Nachhaltig Wirtschafaten 2013

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