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Klimawandel: Rolle der Regenwürmer umstritten

Wissenschaftler geben zu bedenken, dass Langzeitmessungen fehlen.

Der Regenwurm wurde in diesem Jahr bereits beschuldigt, einen wesentlichen Beitrag zum Klimawandel zu leisten. Eine chinesische Studie hat jetzt ergeben, dass diese Beschuldigung falsch sein könnte. Ein Fünftel der Kohlendioxidemissionen stammen aus dem Boden, und hier spielt der Regenwurm eine entscheidende Rolle.

Über 200 Studien analysiert

Die Würmer wühlen den Boden auf und fördern so den Abbau von organischen Stoffen, aber auch die Entstehung von Kohlendioxid. Sie steuern auch Prozesse unter der Erde, die Kohlenstoff einschließen, aber auch freisetzen. Eine Analyse von mehr als 200 veröffentlichten Studien durch die Wageningen University hat ergeben, dass die Regenwürmer die Kohlendioxidemissionen aus der Erde um rund ein Drittel erhöhen.

Weixin Zhang vom South China Botanical Garden betont, dass die Sachlage viel komplexer ist. Die Arbeit seines Teams hat ergeben, dass die Mikroben in den Därmen der Regenwürmer organischen Kohlenstoff in eine Form verwandeln, die vom Boden gespeichert werden kann. „Wir gehen davon aus, dass die Schätzungen einer Erhöhung der Bodenemissionen um 33 Prozent viel zu hoch sind.“ Die Forschungsergebnisse wurden in Nature Communications veröffentlicht.

Ausbreitung angezweifelt

Die meisten Studien waren laut dem Forscher zu kurzfristig ausgelegt, um die Vorgänge in den Därmen der Regenwürmer beobachten zu können. Man brauche dafür jahrelange Studien. Ingrid Lubbers, die leitende Wissenschaftlerin der niederländischen Studie, räumt laut NewScientist ein, dass es bis jetzt keine Langzeitmessungen gegeben hat. Diese Studienergebnisse könnten wichtig für zukünftige Einschätzungen des Klimawandels werden. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Regenwürmer auf neue Regionen ausbreiten.

Im letzten Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change kamen die Würmer zum Beispiel gar nicht vor. Laut Lubbers spielen die Regenwürmer weltweit eine wichtige Rolle in der Treibhausgasbilanz der Böden. Die Wissenschaftlerin erwartet, dass ihr Einfluss in den nächsten Jahrzehnten noch weiter zunehmen wird. Nach der Ausrottung während der letzten Eiszeit waren zum Beispiel große Teile Nordamerikas frei von Regenwürmern. Sie kamen erst mit den europäischen Siedlern und der von ihnen mitgebrachten Erde wieder zurück.

Diese Regenwürmer wandern auch heute immer noch nach Norden. Wissenschaftler wie Paul Hendrix von der University of Georgia sehen diese Wanderbewegung als gefährliche Invasion. Für Lubbers fördert die Landwirtschaft inklusive ökologischer Anbaumethoden die Ausbreitung der Regenwürmer. Die Erderwärmung werde sie wahrscheinlich noch aktiver machen.

Quelle

pressetext.redaktion 2013Michaela Monschein 2013

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