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Kommunal-Projekte von Bürgern treiben die Energiewende voran

Weiterer beschleunigter Ausbau Erneuerbarer Energien notwendig.

Der bei den UN-Klimaverhandlungen im südafrikanischen Durban erzielte Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung für einen Ausstieg aus dem fossilen Energiezeitalter. Eine vom Engagement der Bürger getragene Energiewende „von unten“ ist für das zügige Wachstum Erneuerbarer Energien aber mindestens genauso wichtig. In Deutschland konnten durch den Einsatz Erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr 118 Millionen Tonnen an Treibhausgasen vermieden werden. Um die Erderwärmung zu begrenzen, müssen weltweit noch mehr Anstrengungen zur stärkeren Nutzung regenerativer Energiequellen unternommen werden.

Getragen wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland vor allem von bürgerschaftlichen Initiativen in Kommunen. „Während als Ergebnis der Verhandlungen in Durban ein Kyoto-Nachfolgeabkommen wohl erst ab 2020 in Kraft treten kann, engagieren sich die Bürger längst in Erneuerbare-Energien-Projekten in ihren Gemeinden“, erklärt der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, Philipp Vohrer. Sie praktizierten aktiven Klimaschutz vor Ort. „Wenn der Scheitelpunkt der Treibhausgasemissionen bis 2020 erreicht werden und der CO2-Ausstoß danach sinken soll, benötigen wir weltweit einen forcierten Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren“, betont Vohrer.

Im globalen Durchschnitt steuern Erneuerbare Energien laut Angaben des Weltklimarates (IPCC) heute 12,9 Prozent zum Primärenergieverbrauch bei. Ein Großteil entfällt allerdings bislang auf sogenannte traditionelle Biomassenutzungen wie die Verbrennung von Holz am offenen Feuer. Der Einsatz moderner Technologien steigt laut Erkenntnissen des Weltklimarates rapide, wenn auch ausgehend von niedrigem Niveau. „Internationale Verpflichtungen zum Klimaschutz für alle Staaten würden helfen, den dringend notwendigen Umbau der Energieversorgung weiter voranzutreiben“, betont Vohrer. Laut einer Erneuerbare-Energien-Studie des Weltklimarates (IPCC) wuchs die weltweit installierte Kapazität zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien 2008 und 2009 insgesamt um 140 Gigawatt (GW). Das entsprach rund 47 Prozent des Gesamtzuwachses an Stromerzeugungskapazität von 300 GW. Es hat sich insbesondere die Zahl kleinerer, dezentral ausgerichteter Anlagen deutlich erhöht.

Viele Neugründungen

Dass solche von Bürgern getragenen Projekte in den Kommunen Wertschöpfung vor Ort erzeugen, zeigt sich in Deutschland beispielsweise an der Gründung neuer Stadtwerke und der Schaffung zahlreicher Energiegenossenschaften. 75 der 122 Neugründungen von Genossenschaften im ersten Halbjahr 2011 entfielen in Deutschland laut Angaben des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) auf den Bereich Energie, Wasser, Umwelt. Bürger aus der Region engagieren sich in solchen Zusammenschlüssen aktiv an der Strom- und Wärmegewinnung aus Erneuerbaren Energien. „Bundesweit erleben wir einen Gründungsboom bei Energiegenossenschaften. Die Bürger treiben in solchen Unternehmen die Energiewende voran“, bilanziert Vohrer.

Genossenschaftsprojekte untermauern Umbau

Dass sich in Deutschland die Energiewende seit Jahren nicht zuletzt „von unten“ vollzieht, zeigt sich bundesweit an vielen Orten. Beispiel Schlalach: In der brandenburgischen Gemeinde im Fläming nahmen die Bürger den Bau eines Windparks selbst in die Hand und einigten sich auf ein Flächenpachtmodell, das eine gerechte Aufteilung der Pachteinnahmen an alle Beteiligten garantieren soll. Die derzeit 16 Windräder mit einer Leistung von jeweils 2,3 Megawatt (MW) sorgen dafür, dass Schlalach zum Stromexporteur geworden ist, der 60 Mal mehr Strom produzieren kann als der Ort verbraucht.

Beispiel Arzfeld in Rheinland-Pfalz: Die Verbandsgemeinde sichert ebenfalls schon jetzt die eigene Vollversorgung mit regenerativem Strom. Das neueste Projekt ist ein Solarpark mit einer Leistung von 1,5 MW, der im Herbst eingeweiht wurde und sich in weitere Projekte der Kommune in den Bereichen Windkraft, Solarenergie und Biogas einreiht. Die Orte der Verbandsgemeinde haben eine Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) geschaffen, die es der Kommune ermöglicht, die Projekte direkt zu verwirklichen.

Beispiel Oberpfalz: Im Städtedreieck Gräfenwöhr, Eschenbach und Pressath ist eine interkommunale Genossenschaft entstanden. Bürger können bereits ab einem Einsatz von 500 Euro, Kommunen und kommunale Unternehmen ab 5.000 Euro an der Genossenschaft partizipieren, die derzeit mehrere Dach-Photovoltaikanlagen und zwei Solarparks betreibt. Künftig sind Nahwärmenetze und Biomasse- sowie Holzhackschnitzelanlagen geplant.

Quelle

Agentur für Erneuerbare Energien 2011

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