Krieg in Deutschland …
… die Jäger rücken in Stoßtruppen aus! Während die meisten von uns mit ihrem vorweihnachtlichen Alltag beschäftigt sind, kommt es in der Natur gerade wieder zu einem Schlachtfest ohnegleichen. Die Jäger rücken in militärisch anmutenden Stoßtruppen aus, um einen großen Teil der Wildtierpopulation den Garaus zu machen. Und dies geschieht zum Teil auf eine derart brutale Art und Weise, dass es seelisch gesunden Menschen auf der Stelle schlecht werden würde, wenn sie das ansehen müssten. Von Rechtsanwalt Dominik Storr
Zwischen November und Januar rücken Jäger in Stoßtruppen von bis zu 300 Mann aus, um bei revierübergreifenden Bewegungsjagden Massentötungen von Wildtieren vorzunehmen. Nun bin ich, was die Jagd angeht, ein Insider, denn ich habe mich vor langer Zeit auf Jagdrecht spezialisiert, um den Wildtieren, die keine Lobby haben, helfen zu können. Dadurch habe ich Kontakt zu Jägern – und die schildern mir, welche Massaker sich still und heimlich in unserer Natur abspielen.
Ich kenne Jäger, die ihr Hobby an den Nagel gehängt haben, weil sie das, was sich bei der heutigen Jagd abspielt, nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Die Jagd von heute ist kein Handwerk mehr. Die meisten Jäger sind nur noch Totmacher. Ein Interesse an den Zusammenhängen in der Natur durch das Beobachten von Wildtieren spielt heute überhaupt keine Rolle mehr.
Der typische Jäger von heute geht nur noch auf die Jagd, um Tiere zu töten Deshalb nehmen auch die Großjagden mit zum Teil Hundertschaften von Jägern immer mehr zu. An diesen Jagden nehmen Jäger teil, die keine Kenntnis von den jeweiligen Revieren haben und auf alles schießen, was sich bewegt, um nicht hinterher in der großen Jagdgesellschaft als Depp dazustehen, weil man nichts geschossen hat. So werden zwangsläufig auch die Leittiere erlegt, wie z.B. führende Bachen, was dazu führt, dass die Sozialstrukturen der Wildschweine völlig aus den Angeln gehoben werden.
Dies hat zur Folge, dass die Geschlechtsreife bei den Wildschweinen früher einsetzt. Ergebnis: Je höher der Jagddruck, desto mehr Wildschweine. Zu diesem Ergebnis kommt übrigens auch die einzige universitäre Langzeitstudie, die es zu diesem Thema gibt.Heute ist eine Großjagd in meiner unmittelbaren Umgebung. Die Sonne scheint, ich wollte nach draußen in den Garten gehen und es knallt überall. Machtlos fühle ich mich, wenn gefühlskalte Männer paramilitärisch verkleidet und schwer bewaffnet durch die Natur ziehen, um Wildtiere zu töten.
In den seltensten Fällen ist bei diesen Bewegungsjagden ein Tier auf der Stelle tot. Es gibt einen Film, im dem festgehalten wurde, dass auf ein Wildschwein über zehn Schüsse abgegeben wurden, bis es endlich tot war. Ich habe im Zuge von Bewegungsjagden selbst beobachten können, wie Hundemeuten Rehe und Wildschweine zerrissen haben, ohne dass ein Jäger in der Nähe war. Oft sterben die Tiere erst Tage oder Wochen nach der Jagd, indem sie zum Beispiel verdursten oder verhungern, weil man ihnen den Kiefer weggeschossen hat.
Aber nicht nur den Wildschweinen, sondern auch den Rehen geht es gerade mächtig an den Kragen. Sie stehen angeblich einer nachhaltigen Forstwirtschaft im Weg. Das sagen sogar die „Grünen“ und der Bund Naturschutz, der von Jägern und Förstern durchsetzt ist. Dabei haben wir gar keine nachhaltige, sondern eine rein profitorientierte Forstwirtschaft, bei der der Verbrauch von Wald ständig wachsen muss, um am weltweiten Markt bestehen zu können.
Außerdem sind es doch gerade die Jäger, die die Rehe durch den hohen Jagdruck in die Schonungen im Wald treiben, wo ihre einzige Nahrung Baumtriebe und Jungpflanzen sind. Dabei würden die Rehe viel lieber am helllichten Tag auf der Wiese stehen und Kräuter essen – der natürliche Lebensraum der Rehe ist nämlich nicht der Wald, sondern die Wiesen und der Waldrand.
Die als Bewegungsjagden auf Wildschweine titulierten Großjagden bieten sich daher auch wunderbar an, die Rehe massenweise abzuknallen. Es werden derweil so viele Rehe und Hirsche in Deutschland abgeknallt, dass sogar Jäger auf die Barrikaden gehen. Leider sind die meisten Jäger von ihrer Mentalität her zu feige und zu unterwürfig ausgerichtet, um sich in politische Angelegenheiten einzumischen. Aber ich kenne eine Handvoll Jäger, die auf politischem Weg für die Zukunft der Rehe, Hirsche und Gemse kämpft. Der Gegner bei diesem Kampf ist eine milliardenschwere Holzlobby, die von der Politik unterstützt wird.
Leider eignen sich die derweil stattfindenden Bewegungsjagden auf Wildschweine aus Sicht der Jäger auch ungemein gut, um dabei ganz nebenbei auch noch Tausende von Füchsen, Dachsen und Hasen abzuknallen, die durch die vielen Hundemeuten und Treiber aufgestöbert werden und – wie alle anderen Tiere – überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen, weil sich die Jagd auf mehrere angrenzende Reviere erstreckt. Wo bleibt da die Chance für das wild lebende Tier?
Die Jagd ist für mich wie ein furchtbarer Alptraum und aus meiner Sicht ist sie eine Schande für unsere Gesellschaft. Sie ist vor allem eine Schande für die Politik, die es unterlässt, die Gesetze entsprechend zu reformieren. Die Jagd ist aber auch eine Schande für die Jäger selbst, die in der Gesellschaft nach Anerkennung suchen, aber stattdessen für ihr blutrünstiges und brutales Hobby Ablehnung erfahren. Die Jagd ist auch eine Schande für unser Grundgesetz, das den Tierschutz in Art. 20a GG zum Staatsziel erklärt hat. Wie scheinheilig das ist!
Bleibt zu wünschen, dass wir wenigstens das Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewinnen, damit die Grundstückseigentümer selbst entscheiden können, ob auf ihren Grund und Boden gejagt wird.
Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder mehr Respekt und Gefühl für unsere Tiere entwickeln
Viele Menschen sehen nur die Probleme, die sie selbst oder die Menschheit betreffen. Wir sollten aber nicht die Tiere in den Versuchslaboren, Pelztierfarmen, in der Massentierhaltung oder in unserer Natur vergessen. Auch diese Lebewesen haben es verdient, in Würde zu leben.
Erst wenn wir Menschen in der Mehrheit begreifen und anerkennen, dass wir mit den Tieren in Würde zu leben haben, werden wir Menschen eine neue Gesellschaft und eine neue Welt formen können. Solange wir jedoch daran festhalten, die Tiere auszubeuten, zu töten und sogar aufzuessen, wird es keinen Frieden und keine Harmonie auf diesem geschundenen Planeten geben.
Treibjagd: Bilder von den Opfern
Quelle
Rechtsanwalt Dominik Storr 2011Initiative zur Abschaffung der Jagd 2011