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Messdaten wecken Zweifel am Plusenergiehaus-Konzept

Versteckspiel um Energiewerte beim Berliner Effizienzhaus Plus.

Beim presseoffenen Workshop des Bundesbauministeriums Ende November 2012 hatte noch alles ziemlich gut ausgesehen. Fraunhofer-Experte Hans Erhorn schilderte technische Details und erste Messergebnisse von deutschlandweit neun Modellhäusern, in denen übers Jahr mehr End- und Primärenergie gewonnen werden soll, als für deren Wärme- und Strombedarf nötig ist. Ministerialrat Hans-Dieter Hegner führte stolz das Berliner Haus vor und sagte, die Messdaten würden offen im Internet angezeigt – jeder könne die Ergebnisse sehen, auch wenn sie schlecht sein sollten. Vier Monate später: In einer Pressemitteilung des Ministeriums über das Berliner Modellhaus sieht immer noch alles gut aus – aber eben nur dort.

Daten zur Energiebilanz enthält die Mitteilung nicht, nur einen Verweis auf eine Regierungswebseite. Dort erscheint unter dem Link „Messdaten“ nach einer Minute Ladezeit eine große leere Fläche mit der Überschrift „Stromkreislauf“. Klickt man sich weiter zu „Energiebilanz“, so werden auch keine Zahlen angezeigt, aber immerhin 18 schlecht aufgelöste Schaubilder. Wer den Aufwand nicht scheut, kann sich also dort die nötigen Grafiken heraussuchen, die ungefähren Werte mit Hilfe eines Lineals interpolieren und die interessierenden Angaben gegebenenfalls mit dem Taschenrechner ermitteln.

Die Ergebnisse sind der Mühe wert – sie haben es in sich. Statt wie geplant 16.625 kWh lieferte die Fotovoltaikanlage im ersten Messjahr nur etwa 13.300 kWh. Und statt der erwarteten knapp 7.000 kWh verbrauchte das Haus eine elektrische Energie von mindestens 12.000 kWh. Der magere Ertrag aus den Solarzellen wird vielleicht im laufenden Jahr wieder gutgemacht, denn 2012 schien die Sonne seltener als in einem durchschnittlichen Jahr. Sorgen müssen sich die Verfechter des Hauskonzepts aber wegen des zweiten Ergebniswerts machen. Das Effizienzhaus geht mit elektrischer Energie so ineffizient um, dass sogar das Plus in Frage gestellt ist.

Den kompletten Bericht können Sie hier lesen

Quelle

Enbause.de | Alexander Morhart 2013

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