Nationale Wasserstoffstrategie: Heimische Potenziale erschließen
Das Bundeskabinett hat heute seinen Entwurf für die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) beschlossen.
„Die NWS soll den für die Energiewende wichtigen Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland voranbringen. Doch statt auf heimische Potenziale zur Produktion von grünem Wasserstoff zu setzen, zielt die Bundesregierung mit ihrer Strategie vorrangig auf Importe per Schiff, auch von blauem Wasserstoff. Der ist durch seine Vorkettenemissionen nicht nur viel klimaschädlicher als grüner Wasserstoff, sondern auch teurer, wie kürzlich eine Studie des Wuppertal Instituts gezeigt hat. Nach der durch die hohe Erdgasabhängigkeit verursachten Kosten- und Versorgungskrise des letzten Jahres droht Deutschland in neue Importabhängigkeiten zu geraten.
Angesichts der großen Invesititionsvolumina in die Wasserstoffproduktion und Infrastruktur, aber auch aufgrund steigender Anforderungen an Energiesicherheit und Resilienz sind Fehlinvestitionen und -anreize unbedingt zu vermeiden. Deutschland verfügt nicht nur über große Gas- beziehungsweise Wasserstoffspeichermöglichkeiten, es gibt heute auch schon große Mengen an Erneuerbarer Energie, die für die Wasserstoffproduktion eingesetzt werden könnten: Allein 2021 wurden 5.817 Gigawattstunden Strom abgeregelt, die besser genutzt worden wären.
Zudem bieten Biogas und Holz Potenziale, heimischen grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dieser regional erzeugte grüne Wasserstoff steigert nicht nur die Flexibilität unseres Energiesystems, um die fluktuierenden Quellen Wind und Solar auszugleichen, und stabilisiert damit die Strompreise, sondern kann durch den regionalen Aufbau von Elektrolyseuren, Dampfreformern (für die Biogasumwandlung) und Pyrolyseanlagen (für holzartige Biomassesortimente) auch den Standort für die Technologieproduktion verbessern.
Statt den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen, sollte die Bundesregierung daher auf eine No-Regret-Strategie setzen, die zunächst den Hochlauf vor Ort anstößt und den verbliebenen Bedarf durch Importe deckt.”
Deutsche Umwelthilfe kritisiert Rolle von fossil-blauem Wasserstoff in der Nationalen Wasserstoffstrategie als verpasste Chance für Klimaschutz
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die heute von der Bundesregierung veröffentlichte Neufassung der Nationalen Wasserstoffstrategie als Versäumnis, bei der Energiewende auf grünen Wasserstoff aus nachhaltigen Quellen zu setzen. Mit der Strategie setzt die Ampel-Regierung auch auf blauen Wasserstoff aus fossilen Energien und verpasst damit die Chance, grüne Technologien beim Umbau der Energiesysteme klar zu priorisieren.
Dazu sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „Die Aufnahme von fossil-blauem Wasserstoff in die Nationale Wasserstoffstrategie ist ein massiver klimapolitischer Rückschritt. Mit der Neufassung hätte die Bundesregierung deutliche Richtlinien vorgeben müssen, allein auf grünen Wasserstoff als saubere, grüne Technologieoption umzustellen. Stattdessen werden nun Investitionen und sogar Fördergelder in blauen Wasserstoff aus fossilen Quellen gelenkt, die für die Investition in grünen Wasserstoff fehlen! Das ist eine riesige verpasste Chance, um grüne Technologien bei der Transformation der Energiesysteme klar zu priorisieren und Klimaschutz verbindlich durchzusetzen. Stattdessen setzt die Bundesregierung auf unbestimmte Zeit auch auf fossil-blauen Wasserstoff und befähigt damit die Gaswirtschaft, weiteres fossiles Erdgas zu fördern. Der Ausstieg aus fossilem Erdgas wird so auf Kosten des Klimaschutzes aufgeschoben. Fossil-blauer Wasserstoff ist ein großes Versäumnis für den Klimaschutz und darf in Deutschland keine Anwendung finden.“
- DUH-Faktenpapier zum Thema Wasserstoff: https://www.duh.de/projekte/wasserstoff/
Quelle
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) | Dr. Simone Peter 2023 | Deutsche Umwelthilfe 2023