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Netz: Die Zeche zahlt der Verbraucher

Offiziell soll das Stromnetz erweitert werden, um immer mehr Ökostrom aufnehmen zu können.

Inoffiziell aber geht es darum, auch weiterhin große Mengen Kohlestrom zu transportieren. Für die Verbraucher bedeutet das Mehrkosten von 20 Milliarden Euro. Den Energieexperten Lorenz Jarass bringt das auf die Palme. Er wirft Netzbetreibern und Bundesnetzagentur unsinnige und ökonomisch falsche Planungen vor.

Das deutsche Stromnetz soll erweitert werden – für die Energiewende. Das sagen alle Politiker. Der derzeit geplante Ausbau ist für diesen Zweck jedoch überdimensioniert, weil die Leitungen trotz des wachsenden Ökostrom-Anteils auch weiterhin große Mengen Kohlestrom aufnehmen sollen. Dadurch entstehen unnötige Kosten von bis zu 20 Milliarden Euro, die von den Stromkunden getragen werden müssen. Das folgert der Wiesbadener Energieexperte Professor Lorenz Jarass aus eigenen Analysen des Bundesbedarfsplans für das Stromnetz im Jahr 2022 und aktuellen Einspeisedaten von Wind-, Solar- und Kohlestrom. „Der übertriebene Netzausbau torpediert die Energiewende, und die Zeche zahlt der Verbraucher“, kritisiert Jarass.

Der offizielle Netzentwicklungsplan sieht vor, dass bundesweit 2.800 Kilometer neue Trassen im Höchstspannungsnetz gebaut werden und 2.900 Kilometer bestehender Leitungen verstärkt werden sollen. Die vorhandenen „Stromautobahnen“ sind insgesamt rund 36.000 Kilometer lang. Vor allem die Nord-Süd-Trassen sollen ausgebaut werden. Der in der Öffentlichkeit immer wieder genannte Grund: Es sollen große Mengen Windstrom von der Nord- und Ostseeküste nach Süden transportiert werden, um dort den „Blackout“ zu vermeiden. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg werden durch die bis 2022 geplante sukzessive Abschaltung der Atomkraftwerke Kapazitäten fehlen.

„Unsinnig und ökonomisch falsch“

Das im Juli verabschiedete Bundesbedarfsplan-Gesetz enthält 36 Trassen, die als besonders vordringlich gelten. Sie sollen bis 2023 gebaut werden. Die Kosten werden auf mindestens zehn Milliarden Euro geschätzt, ohne den eventuellen Mehraufwand für Erdkabel, die Anwohner und Landschaft in sensiblen Bereichen schonen würden. Der Plan basiert auf dem Netzentwicklungsplan der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber, der für die nächsten zehn Jahre gilt.

Jarass bringt das auf die Palme. Er kritisiert: Netzbetreiber und Bundesnetzagentur planten, „wirklich jede erzeugte Kilowattstunde Strom gesichert ins Netz einspeisen zu können“. Es sei tatsächlich aber unsinnig und ökonomisch falsch, parallel große Mengen Kohlestrom, der in Kraftwerken in den Braunkohlevieren der Lausitz in Brandenburg und Sachsen produziert wird, sowie nur selten auftretende Windstrom-Spitzen aus Norddeutschland in den Süden übertragen zu wollen. „Im Extremfall würde man für diese seltenen Windspitzen eine extra Leitung bauen müssen“, warnt der Experte. Jarass zieht den Schluss, es gehe bei dem übertriebenen Netzausbau in Wirklichkeit darum, dass die Kohlekraftwerke, die von den Stromkonzernen betrieben werden, bei starkem Wind nicht vom Netz genommen werden müssen. Der Überschussstrom gehe dann in den Export

Den kompletten Artikel können Sie hier weiterlesen

Quelle

KLIMARETTER.INFO | Joachim Wille 2013

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