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Nicholas Stern fordert Revolution

Der britische Ökonom Nicholas Stern fordert eine industrielle Revolution in seinem Heimatland – hin zu einer ökologischen Wirtschaft.

Mit einem Gastbeitrag in der britischen Tageszeitung The Guardian vom 14. Februar machte der ehemalige Weltbank-Chefökonom auf die weltweit spürbaren Wetterextreme aufmerksam, die auf den Klimawandel zurückzuführen seien. „Die Geschichte lehrt uns, wie schnell die Industrie transformiert werden kann, wenn es entsprechende technische Entwicklungen gibt“, schreibt der Autor des berühmten Stern-Reports, der 2006 die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels erstmals in Zahlen fasste.

Kohlendioxidarme Technologien würden weltweit schon entwickelt – die Politik der Industrieländer müsse nun endlich eine klare Linie fahren. Das gebe auch der Privatwirtschaft Sicherheit für Investitionen. „Klimawandel ist hier und jetzt. Er kann zu globalen Konflikten führen. Doch die Politiker zanken“, so Stern. Den Industrieländern mangele es an Visionen und politischem Willen, um für ein starkes neues Klimaabkommen 2015 in Paris zu streiten.

Sterns Appell richtet sich vor allem an seine Regierung. Großbritannien müsse eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnehmen. Für die ökonomische Wende fordert er neben der schnelleren Einführung kohlendioxidarmer Technologien auch politische Maßnahmen: Der Preis für Energie, inbegriffen die schädlichen Emissionen von fossilen Energieträgern, müsse der Realität entsprechen. Der Ökonom schlägt höhere Preise auf Treibhausgasemissionen für die gesamte Wirtschaft vor. Die britische Regierung müsse dazu stärker mit der EU zusammenarbeiten.

Stern, derzeit Professor an der London School of Economics, räumt ein, dass die Risiken des Klimawandels mittlerweile noch größer seien als in seinem Stern-Report vorausgesagt. „Wenn wir die Emissionen nicht reduzieren, werden wir noch schlimmere Konzequenzen spüren und die Temperaturen werden unkontrolliert um vier Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau steigen“, schreibt Stern und malt ein düsteres Szenario: Mehrere hundert Millionen Menschen müssten aus den schwer betroffenen Gebieten fliehen, Kriege würden entfesselt werden.

Auch in Großbritannien gebe es bereits spürbare Klimawandelfolgen, so Stern: Seit dem Jahr 2000 habe die Insel vier der fünf niederschlagreichsten Winter erlebt und die sieben wärmsten Jahre seit Beginn der Wettermessung. Bei einer wärmeren Atmosphäre komme es zu stärkerer Wolkenbildung. Zusammen mit einem steigenden Meeresspiegel werde das die Gefahr für Überflutungen in England weiter erhöhen, warnt Stern. Nicht nur in Großbritannien, auch weltweit seien die Auswirkungen in diesem Winter bereits spürbar: Australien und Argentinien leiden unter Rekord-Hitzewellen, Brasilien unter Überflutungen. Im vergangenen November tötete der Zyklon Haiyan tausende Menschen allein auf den Philippinen.

Stern verfasste seinen Report 2006 im Auftrag der britischen Regierung. Die umfangreiche Studie kommt zu dem Schluss: Die Kosten des Klimawandels in der Zukunft sind deutlich höher als die Kosten eines engagierten Klimaschutzes heute.

Den Klimawandel zu bekämpfen sei daher langfristig auch eine Strategie für Wirtschaftswachstum. Im Herbst 2013 haben sieben Länderregierungen angekündigt, einen neuen Report à la Stern in Auftrag zu geben. Neun Millionen US-Dollar stecken Äthiopien, Großbritannien, Indonesien, Kolumbien, Norwegen, Schweden und Südkorea deshalb in das Projekt New Climate Economy.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | kat/scz 2014

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