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Öko-Institut berechnet Klimabilanz von Tiefkühlprodukten

Haben tiefgekühlte Produkte eine schlechtere Klimabilanz als frische oder solche aus der Dose?

Carl-Otto Gensch vom Öko-Institut hat dies untersucht und kann aufgrund seiner Forschungsergebnisse Entwarnung geben. Eine pauschale Verurteilung der Tiefkühlkost sei aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar, so der Experte.

Die von Öko-Institut e.V. und Deutschem Tiefkühlinstitut e.V. veröffentlichte Klimabilanz-Studie bestätigt: Die Klimabilanzen von tiefgekühlten Produkten sind vergleichbar mit denen anderer Angebotsformen, egal ob selbst zubereitet, gekühlt oder ungekühlt. Damit werden die Zwischenergebnisse aus dem Vorjahr bestätigt.

Gensch, der am Öko-Institut für Klimabilanzierungen verantwortliche Bereichsleiter weiß um die Vorbehalte: „Tiefkühlprodukte gelten häufig als klimaschädlich. Die Ergebnisse der von uns durchgeführten Studie zeigen aber, dass die Klimabilanzen von Tiefkühlkost und ihren Vergleichsprodukten auf einem Niveau sind.“

Untersucht wurden fünf Produkte, die stellvertretend für bestimmte tiefgekühlte Warengruppen stehen und sich gut mit gekühlten, ungekühlten und selbst zubereiteten Formen vergleichen lassen:

  • Weizenbrötchen (für Backwaren)
  • Hühnerfrikassee (für Komplett‐Fertiggerichte)
  • Erbsen (für Gemüse)
  • Salamipizza (für Pizza)
  • Kartoffelpuffer (für Kartoffelerzeugnisse)

Betrachtet wurde jeweils der gesamte Lebensweg der untersuchten Produkte einschließlich Vor- und Nachketten.

Transport und Lagerung haben nur geringen Einfluss

Die Umweltauswirkungen der Distribution, die Transport und Lagerung beinhaltet, sind in allen untersuchten Produktgruppen sehr viel geringer als bisher angenommen. In allen bilanzierten Produktgruppen weist die Distribution die niedrigsten Werte an Treibhausgasemissionen auf. Bei Hühnerfrikassee und Pizza liegt der Anteil an der Gesamtbilanz zum Beispiel bei lediglich zwei beziehungsweise sechs Prozent.

Größter Klimaeinfluss: Rezeptur und Zubereitung

Es ist nicht die Angebotsform per se, die auf eine gute oder schlechte Klimabilanz schließen lässt. Viel entscheidender sind die Produktzusammensetzung – also die Rezeptur, das Einkaufsverhalten, die Lagerung im Haushalt und die Zubereitung.

Auch der Verbraucher kann durch einen umsichtigen Umgang mit Lebensmitteln einen entscheidenden Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten. Bei einer Tiefkühlpizza verursachen Einkauf, Lagerung im Haushalt, Zubereitung und Spülen 181 bis 206 Gramm CO2, das sind 33 Prozent der Gesamtemissionen. Zum Vergleich: Bei ungekühlter Pizza fallen beim Endverbraucher 140 Gramm CO2 an, bei selbstzubereiteter Pizza 200 Gramm CO2.

Betrachtet man die Treibhausgasemissionen, die bei einer Tiefkühlpizza ab dem Kauf anfallen, entsteht dabei der größte Anteil bei der Zubereitung (59 Prozent), gefolgt von der Lagerung im Haushalt (23 Prozent), dem Abwasch (11 Prozent) und der Einkaufsfahrt (7 Prozent).

Bei diesen Berechnungen wurde vorausgesetzt, dass Tiefkühl‐Pizza zwei Mal pro Monat eingekauft und durchschnittlich zwei Wochen im Haushalt gelagert wurde. Die Berechnung für selbstzubereitete Pizza beruht auf der Annahme, dass kein Fertigteig verwendet und dass die Pizza rund 30 Minuten bei 180 Grad Umluft im Backofen gebacken wurde.

Auf Basis der neuen Erkenntnisse wurden deshalb vom Deutsche Tiefkühlinstitut bereits Verbraucher-Tipps für den klimafreundlichen Umgang mit Tiefkühlprodukten entwickelt.

Die Tiefkühlindustrie richtet den Fokus schon länger auf Energieeffizienz: So verfügen zum Beispiel die meisten Produktionsstätten inzwischen über Wärmerückgewinnungssysteme. Die verbrauchte Energie wird somit wieder nutzbar gemacht anderweitig eingesetzt, zum Beispiel zu Heizzwecken.

Nächstes Ziel: einheitliche Bilanzierungsregeln für die Tiefkühlbranche

Der Branchenverband im nächsten Schritt einheitliche Rahmenbedingungen und Bilanzierungsregeln (Category Rules) für die Tiefkühlwirtschaft zu erarbeiten. So könne man  speziell auch kleineren Unternehmen Orientierung bei der Durchführung von Klimabilanz-Analysen zu geben. Für Udo Perenz, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tiefkühlinstitutes, sind einheitliche Regeln, die wissenschaftlich erarbeitet sind, unverzichtbar.

„Nur auf Grundlage einer wissenschaftlich fundierten Methodik können Klimaeinflüsse und Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen transparent verglichen und dem Verbraucher glaubhaft kommuniziert werden.“, so Perenz.

Quelle

Öko-Institut e.V. 2012CO2 Handel.de | zü 2012

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