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Oxfam-Studie: Größeres Hungerrisiko durch Klimawandel

Die Welt ist auf Hungerkrisen durch Klimawandel nicht vorbereitet. Kurzstudie zeigt gravierende Lücken in zehn Bereichen auf.

Die Welt ist auf Hungerkrisen infolge des Klimawandels nicht vorbereitet. Davor warnt Oxfam in einer Kurzstudie anlässlich der Konferenz des UN-Klimarates (IPCC) in Japan, auf der die Regierungen den neuen Bericht des Gremiums verabschieden werden. Die Wissenschaftler erwarten, dass die Erderwärmung Ernten und Nahrungsmittelproduktion früher und stärker beeinträchtigen wird als bisher angenommen.

„Der Klimawandel könnte den Kampf gegen den Hunger in der Welt um Jahrzehnte zurückwerfen. Es ist ein fatales Signal, dass die Bundesregierung gerade jetzt den Ausbau der erneuerbaren Energien ausbremst und die Europäische Union für die Zeit bis 2030 nur sehr schwache Klimaschutzvorgaben vereinbaren möchte“, kritisiert Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam Deutschland.

Armen Ländern fehlen Mittel zur Anpassung

Die Kurzstudie „Hot and Hungry: How to stop climate change derailing the fight against hunger” analysiert anhand von zehn Faktoren, wie unvorbereitet die Welt auf die Auswirkungen des Klimawandels ist. Vier Beispiele:

  • Die klimatischen Veränderungen erfordern Anpassungen, um zukünftige Ernten zu schützen. In vielen armen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas fehlen den Menschen jedoch die finanziellen Mittel dazu; sie sind auf Unterstützung der reichen Länder angewiesen. Doch diese stellten zwischen 2010 und 2012 im Schnitt nur rund zwei Prozent der Mittel zur Verfügung, die nach Schätzungen der Weltbank erforderlich wären.
  • In Ländern wie Malawi ist lediglich knapp ein Prozent der Nahrungsmittelproduktion durch Wetterversicherungen geschützt. Zum Vergleich: In den USA sind es 91 Prozent.
  • Kommt es zu Katastrophen, etwa schweren Überschwemmungen, sind die betroffenen Länder auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Doch die Lücke zwischen erforderlichen und vorhandenen Mitteln hat sich seit 2001 verdreifacht.
  • Die globalen Getreidevorräte befinden sich auf historischem Tiefstand. Mit ihnen lassen sich plötzliche Preissprünge wegen Ernteausfällen infolge schwerer Dürren nicht ausreichend abfedern.

Erträge schrumpfen während der Bedarf an Nahrungsmitteln steigt

Die Gefahr künftiger Krisen durch Hunger, Mangel- und Unterernährung bestätigt auch der IPCC-Bericht. Die Wissenschaftler erwarten, dass die globalen Erträge wichtiger Grundnahrungsmittel wegen des Klimawandels um zwei Prozent pro Jahrzehnt zurückgehen, während der Bedarf in denselben Zeiträumen jeweils um 14 Prozent steigt. Oxfam schätzt, dass sich die Getreidepreise auf den Weltmärkten bis 2030 verdoppeln werden; die Hälfte des Anstiegs ginge dabei auf den Klimawandel zurück. In seinem Bericht weist der IPCC auch darauf hin, dass die Nahrungsmittelproduktion infolge der globalen Erwärmung bereits heute vielerorts beeinträchtigt ist.

Jan Kowalzig: „Der Bericht des Klimarates ist eine eindringliche Warnung. Die Europäische Union muss ihre Pläne für ihre künftigen Klimaschutzziele deutlich verschärfen. Der Ausstoß von Treibhausgasen muss bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Zudem brauchen wir verbindliche nationale Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz. Die aktuellen Vorschläge sehen eine Reduktion von nur 40 Prozent vor und verzichten auf verbindliche Ziele. Das ist angesichts der jetzt schon spürbaren Folgen des Klimawandels unzureichend und verantwortungslos.”

Link zum Bericht

www.oxfam.de/publikationen/hot-and-hungry

Quelle

Oxfam 2014

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