Pariser Abkommen verlangt von Deutschland einen Dekarbonisierungsfahrplan 2030
Statement von Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, zum Klimaschutzabkommen von Paris.
„Das Klimaschutzabkommen von Paris ist ein Signal an die Welt: Die globale Energieversorgung muss mittelfristig ohne Kohle, Öl und Gas auskommen, weil sonst das 2-Grad-Ziel und damit verbunden die Klimaneutralität in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht erreichen werden kann. Deutschlands Entscheidung für die Energiewende mit dem Ziel 100 Prozent Erneuerbaren Energien wird damit bestätigt.
Nach Paris, wo die 2030er-Ziele der Nationen verbindlich festgeschrieben wurden, müssen wir jetzt hier in Deutschland unsere Hausaufgaben machen und ebenfalls unseren Blick auf 2030 richten. Das Jahr 2016 wird das Jahr der Umsetzung unseres Klimaschutzziels 2030 sein müssen. Denn Deutschland hat sich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Dieses 2030er-Ziel bedeutet eine ganz andere Kraftanstrengung als das 2020er-Ziel.
Das von Deutschland für 2030 festgelegte Klimaschutzziel von minus 55 Prozent heißt letztlich, die Dekarbonisierung von Strom, Wärme und Verkehr unumkehrbar zu machen. Denn die Erreichung des Klimaschutzziel 2030 bedeutet, dass wir dann
- mehr als die Hälfte unseres Stroms aus Erneuerbaren Energien gewinnen,
- mehr als die Hälfte unserer Kohlekraftwerke abgeschaltet haben,
- sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen haben
- die Hälfte unserer Gebäude auf Niedrigstenergiestandard saniert haben.
Diese Transformation des Strom-, Wärme- und Verkehrssystems geschieht nicht über Nacht. So, wie die damalige Bundesregierung bereits 2007 das „Integrierte Energie- und Klimaprogramm“ zur Umsetzung des 2020-Klimaschutzziels beschlossen hat, so müssen auch jetzt die Weichen für 2030 gestellt werden. Die Aufgabe des Jahres 2016 ist es, einen „Klimaschutzaktionsplan 2030“ zu beschließen. Dieser Plan muss die Dekarbonisierung Deutschlands konkret durchbuchstabieren. Wichtige Bestandteile davon sind ein Kohlekonsens zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung, eine Verdopplung der Anstrengungen in der Gebäudesanierung und ein massiver Ausbau der Elektromobilität.“