‹ Zurück zur Übersicht

© Sonnenseite

Peking ist unbewohnbar

Das war ja absehbar: Die 15-Millionen-Metropole ist für menschliches Leben kaum noch geeignet.

Das haben im Auftrag der chinesischen Regierung Wissenschaftler der Schanghaier Akademie für Sozialwissenschaften und des Pekinger Sozialwissenschaftlichen Verlags in einer Studie soeben festgestellt. Die Süddeutsche Zeitung hat Teile des Berichts veröffentlicht.

Der entscheidende Satz: Peking ist wegen der Luftverschmutzung „für Menschen kaum bewohnbar.“

In dieser Woche haben die Feinstaubwerte in der Hauptstadt die von der Weltgesundheitsorganisation vorgegebenen Grenzwerte um das 46-fache überschritten. Wer vor 35 Jahren zum ersten mal im Winter in Peking war und noch in Erinnerung hat, wie in Millionen Öfen Kohle verbrannt wurde, ist von dieser Entwicklung nicht überrascht. In der Zwischenzeit kam die boomende Industrie dazu, die ebenfalls fast ausschließlich auf Kohle als Energieträger setzt. Die chinesische Wirtschaft ist in den letzten 35 Jahren um mehr als das Sechsfache gewachsen.

Die Umweltverschmutzung und Klimabelastung wird in China auch zur Überlebensfrage der Kommunistischen Partei. 2012 gab es im Reich der Mitte über 90.000 Aufstände gegen die herrschende Partei – wegen Umweltfrevel.

Deshalb verspricht Parteichef Xi Jinping in immer kürzeren Abständen Programme zur Säuberung der Luft und sagt: „Wirtschaftswachstum allein darf nicht länger unser politisches Handeln bestimmen“. Die chinesische Regierung hat angekündigt, noch in diesem Jahr 300 der schlimmsten Dreckschleudern zu schließen. Doch Chinas immer kritischer werdende Bürger erinnern sich, dass es solche Versprechen auch von früheren Regierungen schon öfter gegeben hat.

Das Land ist inzwischen zum Windenergie-Weltmeister geworden und die chinesische Solarindustrie boomt. Aber noch immer werden über 70% aller Energie aus Kohle gewonnen. Das Wirtschaftswachstum lag 2013 bei sieben Prozent und wächst damit mindestens so schnell wie der Ausbau der Erneuerbaren. Prognosen sagen voraus, dass der Kohleverbrauch noch mindestens bis 2020 steigen werde.

Die vorläufige „Lösung“ des Problems: Nachdem sich die Nachricht von der eigentlichen Unbewohnbarkeit Pekings im Internet in Windeseile verbreitet hatte, kam von der obersten Zensurbehörde der Befehl: „Von allen Webseiten löschen“.

Quelle

Sonnenseite 2014Süddeutsche.de | 15.02.14

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren