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Scharfe Kritik: Neuer Uranmüllexport von Gronau nach Russland

22.000 Tonnen Uranmüll im Freilager neben Gronauer Uranfabrik.

Die Wiederaufnahme von Uranmülltransporten von der einzigen Urananreicherungsananlage (UAA) Deutschlands in Gronau (NRW) nach Russland wird von der Grün Alternativen Liste (GAL) Gronau scharf kritisiert. Zudem wirft ein Schreiben des NRW-Wirtschaftsministeriums, das die GAL im September erhalten hat, mehr Fragen als Antworten auf. Und so bezeichnet GAL-Vorstandsmitglied Udo Buchholz die Lagerung von rund 22.000 Tonnen Uranmülls neben der Anreicherungsanlage unter dem freien Himmel und die Sicherung des Anlagengeländes durch einfachen Maschendraht als absolut besorgniserregend. „Die GAL Gronau fordert zum Schutz der Bevölkerung die sofortige Stilllegung der Gronauer Urananreicherungsanlage und der Uranmüllproduktion sowie ein endgültiges Verbot der Uranmüllexporte nach Russland“, so Udo Buchholz, der für die parteiunabhängige GAL im Rat der
Stadt Gronau sitzt.

Stilllegung der Urananreicherungsanlage wäre ein konsequentes Zeichen
Anlässlich des 34. Jahrestages der Inbetriebnahme der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau hatte die GAL Gronau am 15. August 2019 in einem Schreiben an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart ihre langjährige Forderung nach der sofortigen Stilllegung der umstrittenen und hochgefährlichen Anlage bekräftigt. In dem Schreiben an Minister Pinkwart betonte die GAL Gronau: „Als Wirtschaftsminister des Landes NRW liegt die Atomaufsicht in Ihrer Hand. Es liegt in Ihrer Hand, weitere Störfälle in der Anlage zu verhindern, die weitere Atommüllproduktion in Gronau zu verhindern und den weiteren Umgang mit der hochbrisanten Zentrifugentechnik zu unterbinden. Wiederholt wurde in Rechtsgutachten festgestellt, die u. a. von der ehemaligen Bundesumweltministerin Frau Barbara Hendricks in Auftrag gegeben wurden, dass die Urananreicherung in Gronau rechtssicher beendet werden kann.

Und da Ministerpräsident Laschet vor dem Weiterbetrieb der belgischen Atomkraftwerke warnt, die auch mit angereichertem Uran aus Gronau betrieben werden, und die Entsorgung des Gronauer Atommülls weiterhin ungelöst ist, wäre die sofortige Stilllegung der Gronauer Urananreicherungsanlage ein konsequentes Zeichen.“

Die GAL Gronau, die sich schon seit ihrer Gründung im Jahr 2008 intensiv gegen den Weiterbetrieb der Gronauer Urananreicherungsanlage engagiert, hat in ihrem Schreiben an Minister Pinkwart auch konkrete Fragen gestellt. So wollte die GAL wissen, wohin das abgereicherte Uranhexafluorid verbracht wurde, dass am 29. Juli 2019 mit einem Sonderzug die Anlage verlassen hat, welche Menge abtransportiert wurde und wieviel abgereichertes Uranhexafluorid sich aktuell (Stichtag 15.8.2019) in dem Freilager neben der Gronauer Urananreicherungsanlage befand. Weitere Fragen der GAL bezogen sich auf die Umzäunung der Urananreicherungsanlage, die aus Maschendraht besteht und auf den Zustand der Urancontainer, in denen der Uranmüll gelagert und transportiert wird. Das Antwortschreiben ist ausweichend.

Sonderzug mit Uranmüll von Gronau Richtung Russland
Und laut GAL Gronau werden neue Fragen aufgeworfen: „Das Ministerium räumte auf unsere Nachfrage ein, dass am 29. Juli 2019 mit einem Sonderzug ca. 600 Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid nach Russland abtransportiert wurden. Offiziell wurden die Uranmülltransporte von Gronau nach Russland Ende 2009 eingestellt. Da in den letzten Wochen mehrfach Sonderzüge mit Uranmüll die Anlage in Gronau verlassen haben, bleibt zu klären, ob diese Transporte vielleicht auch nach Russland gegangen sind. Als Ziel stand bisher – unbestätigt – Frankreich im Raum. Denkbar ist jetzt, dass bereits mehrere der jüngsten Transporte Russland als Ziel hatten. Vielleicht auch schon zwischen 2010 und 2019?“

Erschreckend findet die GAL Gronau die Auskunft, dass Mitte August „ca. 22.000 t abgereichertes Uranhexafluorid (ca. 1.850 Behälter)“ unter dem freien Himmel neben der Urananreicherungsanlage gelagert wurden. „Diese Behälter sind im Jahreswechsel allen Extremwitterungen ausgesetzt und sie sind nicht gegen Flugzeugabstürze oder gegen Sabotage gesichert“, so Udo Buchholz.

Die Fragen, die die GAL zur Behältersicherheit gestellt hatte, wurden nur lückenhaft beantwortet. Offenbar werden nicht nur neue Behälter zur Lagerung eingesetzt und die Frage, wer firmenunabhängig die Sicherheit der Container überprüft, wurde nur lapidar mit „unabhängige Sachverständige“ beantwortet. Offen bleibt auch die Frage, wo Urancontainer verblieben sind, in die der Uranmüll nach der Inbetriebnahme der Urananreicherungsanlage in den 80er und 90er Jahren eingefüllt wurde. Udo Buchholz will nicht ausschließen, dass diese alten Container „irgendwo in Russland vor sich hin rosten“. Die GAL wird versuchen, durch weitere Anfragen mehr Licht in das „strahlende Dunkel“ zu bringen.

Hintergrundinformationen
Seit Mitte der 90er Jahre wurden rund 30.000 Tonnen Uranhexafluorid in abgereicherter Form von der Gronauer Urananreicherungsanlage nach Russland verbracht. Entsprechende Lieferverträge endeten zum 31.12.2009. Gegen die Transporte hatte es immer wieder Proteste deutscher, niederländischer und russischer Umwelt- und Anti-Atomkraft-Initiativen gegeben. Seit 2010 kritisieren der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und weitere Verbände und Initiativen, dass verstärkt Uranmüll von Gronau
nach Frankreich transportiert wird. Ihre Forderung: Die NRW-Landesregierung ist für den Betrieb der Gronauer Uranfabrik verantwortlich und muss dafür Sorge tragen, dass die Urananreicherung und die Uranmüllschieberei beendet werden!

Quelle

oekonews.at 2019

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