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So schützen Unternehmen das Klima

In vielen Branchen zeigen Vorreiter Initiative und verdienen daran.

Es zeichnete sich bereits auf dem Nachhaltigkeitsgipfel 2012 in Rio ab: Die Politik allein kann nicht die nötige Dynamik in den globalen Klimaschutz bringen. Deshalb müssen Firmen diese Lücke füllen.

Unternehmen kommt beim Klimaschutz eine entscheidende Rolle zu. Über Produkte, Prozesse und verantwortliches Handeln können sie den Klimaschutz sogar als neuen „Standard“ im Markt etablieren. So machte zum Beispiel die Deutsche Bahn die „Grüne Bahncard“ zur Standard-Bahncard und damit alle Besitzer zu 100 Prozent Ökostrom-Reisenden. Beim norddeutschen Energieversorger EWE ist der Ökostromtarif „Naturwatt“ grundsätzlich günstiger als der Grundversorgungstarif. Ob aus Eigenverantwortung, Imagegründen oder ökonomischem Kalkül: In vielen Branchen zeigen Vorreiter Initiative und verdienen daran. Denn klimafreundliches Wirtschaften, Energieeffizienz, Prozessoptimierung und klimafreundliche Energiegewinnung bieten nicht nur enorme ökologische, sondern auch ökonomische Einsparpotenziale und treiben Innovation voran.

Klare Strategien sparen Geld

Längst nicht alle Vorreiter-Unternehmen kommen aus den Bereichen Energieerzeugung oder Energie-Effizienz. Die Otto Group entwickelte bereits im Jahr 2007 eine Klimastrategie, die durch Effizienzsteigerungen bis zum Jahr 2020 eine Reduktion der CO2-Emissionen um 50 Prozent zum Ziel hat. Bis 2040 sollen es sogar 70 Prozent sein. Bei einem Tochterunternehmen, dem Logistiker Hermes, sorgt eine Mischung aus technischen und logistischen Verbesserungen für weniger CO2-Emissionen: Dazu gehören eine modernere Transporterflotte, alternative Antriebe und die neueste GPS-Technologie zur Routenoptimierung. Insgesamt erbrachte die Klimastrategie der Otto Group seit 2007 CO2-Einsparungen von 19 Prozent.

Ähnlich ehrgeizig arbeitet PUMA daran, CO2-Ausstoß, Abfall, sowie Wasser- und Energieverbrauch bis 2015 im Vergleich zu 2010 um ein Viertel reduzieren. Die letzten Zahlen zeigen, dass PUMA seine globalen CO2-Emissionen 2012 um 1.450 Tonnen (1,6 Prozent) verringert hat. Im Warentransport senkte das Unternehmen die Emissionen 2012 sogar um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Zulieferer hingegen bleibt die CO2-Reduktion weiter eine Herausforderung, besonders für die Schuh- und Accessoires-Produktion. Daher erhalten die Mitarbeiter von 30 Zulieferern seit einigen Jahren Schulungen für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten gemäß den Richtlinien der Global Reporting Initiative. Im vergangenen Jahr hat PUMA die Berichtsperiode von einem auf ein halbes Jahr verkürzt, um die Erhebung seiner Umweltkennzahlen zeitnah zu verbessern und den CO2-Footprint weiter zu reduzieren.

Grünstrom kann Emissionen um ein Drittel reduzieren

Branchenführer im Bereich Nachhaltigkeit will auch die Carlson Rezidor Hotel Group werden. Das Unternehmen rief das konzernweite Energie-Effizienz-Programm „Think Planet“ ins Leben. Durch die konsequente Nutzung brachliegender Effizienzpotenziale soll der Stromverbrauch in fünf Jahren in über 330 Hotels in 70 Ländern um 25 Prozent sinken. Nach Angaben des Unternehmens wird sich bis 2016 die eingesparte Menge Energie in allen Rezidor Hotels auf ca. 897 Gigawattstunden belaufen. Bei derzeit stetig steigenden Energiekosten sind die Investitionen von Carlson Rezidor somit durchaus strategisch relevant. Im Radisson Blu Hotel am Stansted Airport sparen die Optimierung der Anlagen, die Sensibilisierung und Kontrolle der Heizungs- Lüftungs- und Klimaanlagen beeindruckende 200.000 englische Pfund pro Jahr ein.

Neben Effizienzstrategien haben Unternehmen durch die Umstellung auf Erneuerbare Energien Verantwortung übernommen und signifikante CO2-Reduktionen erreicht. So hat das Unternehmen Schüco seinen CO2-Ausstoß im Jahr 2012 um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr alleine durch die ausschließliche Nutzung von Grünstrom reduziert.

Ohne politische Klarheit bleiben Investitionen unsicher

Das Handeln verantwortungsbewusster Unternehmen entbindet die Politik allerdings nicht von ihren gestalterischen Pflichten. Auch eine Wirtschaft, die sich eigenständig auf den Weg macht, benötigt klare Rahmenbedingungen und transparente Regeln. Unternehmen brauchen eine langfristige Orientierung für ihre weitere Planung. Das gilt vor allem für Investitionen in eine wettbewerbsfähige, kohlenstoffarme Wirtschaft, für die Unternehmen einen langfristig stabilen marktwirtschaftlichen Rahmen benötigen.

Zwar sind verbindliche CO2-Minderungsziele, die dem Stand der Wissenschaft entsprechen, sehr wichtig. Sie allein reichen aber nicht. Die Politik sollte ehrgeizige und verbindliche Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien und die Senkung des Energieverbrauchs auf nationaler und europäischer Ebene fixieren. Ohne solche Fixpunkte kann Klimaschutz zum politischen Spielball werden – wie die hitzige Debatte zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zeigt.

Allzugern verschanzt sich die Politik hinter dem liebgewonnenen Dogma „Die Wirtschaft muss vor Eingriffen des Staates geschützt werden“. Viele Unternehmen wollen und benötigen diesen „Schutz“ gar nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Sie sind dafür schon viel zu weit fortgeschritten oder haben ihre Geschäftsmodelle bereits umgestellt. Sie wollen Sicherheit, dass die Investitionen von heute nicht schon morgen durch einen politischen Schlingerkurs bedeutungslos werden. Es ist höchste Zeit, sich dem Thema gemeinsam und unwiderruflich zu widmen. Die Natur gibt immer Kredit, sie vergisst aber auch nie, Rechnungen zu stellen. Je später die Umstellungen kommen, desto teurer wird die Zeche ausfallen.

Quelle

FORUM Nachhaltig Wirtschaften | Max Schön 2013Max Schön ist Vorstand der Stiftung 2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz. Seit 2010 ist er Mitglied im Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung und seit 2007 Präsident des CLUB OF ROME Deutschland.

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