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© pixabay.com | acandraja | Konventioneller Wirtschaftsacker in Deutschland: Was bringen 30 Prozent Schutzgebiete, wenn die Biodiversität auf den anderen 70 Prozent immer mehr sinkt?

UN-Naturschutzgipfel: Last Exit Montreal

Die Staaten der Welt nehmen einen neuen Anlauf, endlich mit einem wirksamen Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen zu beginnen. Helfen sollen die Unterschutzstellung von 30 Prozent der Erdoberfläche und ein ökonomischer Blick auf die Natur. Ob das klappt, ist ungewiss.

Leben gibt es auf der Erde auf der Erde seit rund 3,5 Milliarden Jahren, und zwar mit einer äußerst wechselhaften Geschichte. Fünfmal starb ein Großteil aller Lebensformen aus, eine bereits hoch entwickelte Biodiversität schrumpfte dabei wieder auf ein Minimum zusammen. Jedes Mal wurde der Verlauf der Evolution in neue Bahnen gelenkt.

Das größte Massenaussterben ereignete sich vor 250 Millionen Jahren. Damals verschwanden etwa drei Viertel aller Landlebewesen und sogar 95 Prozent des Lebens im Ozean binnen weniger tausend Jahre. Das letzte dieser Ereignisse führte vor 66 Millionen Jahren unter anderem zum Verschwinden der Dinosaurier.

Die Fachwelt geht davon aus, dass das sechste Massenaussterben bereits begonnen hat. Allerdings ist diesmal nicht Vulkanismus, eine natürliche Klimaveränderung oder ein Asteroideneinschlag die Ursache. Es ist der Mensch, der die Ökosysteme und damit die Lebensbedingungen der Pflanzen und Tiere radikal verändert.

Es wird geschätzt, dass heute pro Tag 150 Arten aussterben. Bisherige Anläufe, den Artenschwund auf internationaler Ebene zu stoppen, schlugen fehl.

Doch nun startet ein neuer Versuch – auf dem 15. UN-Biodiversitätsgipfel (COP 15), der seit gestern für zwei Wochen im kanadischen Montreal tagt. Die Mitgliedsländer der Konvention zur Biologischen Diversität – englisch kurz CBD – sollen dort neue Ziele für den Arten- und Naturschutz beschließen. Unter anderem geht es um den Vorschlag, bis 2030 knapp ein Drittel der Land- und Meeresflächen der Erde unter Schutz zu stellen.

Der letzte Überblicksbericht vom Weltbiodiversitätsrat IPBES, dem Pendant zum UN-Klimarat IPCC, zeigt die Dramatik der Situation. Danach sind bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, viele davon bereits in den nächsten Jahrzehnten.

Der Rat machte klar, dass es dabei nicht um Zahlenhuberei geht. Er warnte: Obwohl die biologische Vielfalt und die Leistungen der Ökosysteme wie Nahrung, sauberes Wasser und Medizin für das Überleben der Menschheit essenziell sind, verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch.

Der Report benennt fünf Haupttreiber dafür: die Veränderung der Landnutzung – etwa durch Überbauung, Umwandlung von Wald in Agrarland oder Entwässerung –, die kommerzielle Nutzung von Tieren und Pflanzen, die Klimaerwärmung, die Umweltverschmutzung sowie die Ausbreitung invasiver Arten.

Der erste Versuch endete ernüchternd

Der IPBES-Report wurde 2019 vorgelegt, als Basis für den UN-Gipfel, der eigentlich bereits 2020 in der südchinesischen Metropole Kunming stattfinden sollte, dann aber wegen der Corona-Pandemie und Chinas Null-Covid-Politik mehrfach verschoben wurde. Kanada bot an, die Austragung der COP 15 zu übernehmen, in Montreal. China behält den Vorsitz auf dem Gipfel. Über 190 Staaten verhandeln mit. 

Hier können Sie den Bericht weiterlesen

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2022 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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