Weihnachten: Entspannt streitet es sich am besten!
Aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Anders denken” von Nicola Fritze/Agitano.
Nach dem letzten Beitrag „Die Zeit für gute Vorsätze ist jetzt!” folgt: „Entspannt streitet es sich am besten!”
Die stressigen Adventswochen sind vorbei. Nun steht endlich das Weihnachtsfest vor der Tür. Freuen Sie sich auch so darauf wie ich? Der geschmückte Baum voll Kerzen wartet, ebenso wie das gute Essen. Es gibt Gelegenheit für gemeinsame Zeit mit der Familie. Ganz ohne Blackberry und To Do-Liste.
Doch die schönen Stunden an den Festtagen sind nur die eine Seite der Medaille. Obwohl viele Menschen sich auf die Zeit im Kreis ihrer Verwandten freuen, bringt Weihnachten häufig auch Streit und schlechte Stimmung mit sich. Manche Umfragen sprechen gar davon, dass ein Drittel aller Paare sich zum Fest in die Haare gerät.
Laut der Umfrage des Statistik-Portals Statista geht es dabei meist um Kleinigkeiten: Wie schmücken wir den Baum? Wie teilen wir die Arbeit auf, die es im Vorlauf zum Fest gibt? Wie verbringen wir die gemeinsamen Tage? Doch wer nicht aufpasst, landet mit der Kabbelei über ärgerliche Nebensächlichkeiten schnell im handfesten Konflikt. Gründe hierfür gibt es in fast jeder Festgesellschaft, angefangen von jahrelang schwelenden innerfamiliären Fehden bis hin zur schlichten Dünnhäutigkeit nach einer anstrengenden Vorweihnachtszeit.
Wenn wir wissen, dass Streit zum Fest dazu gehört, könnten wir uns ja eigentlich entspannt zurücklehnen und sagen: „Konflikte gibt es im Alltag auch. Was macht mir dann eine kleine Kabbelei unterm Weihnachtsbaum?“ Tatsächlich aber ist Zoff zu Weihnachten für viele von uns sehr belastend. Wir empfinden Wut und Angespanntheit an den Feiertagen als doppelt anstrengend, gerade weil Weihnachten doch eigentlich ein Fest der Harmonie und Liebe sein soll. Da kann der Blick auf die Streit-Statistik zur Entspannung beitragen: Wenn Sie sich streiten, sind Sie in guter Gesellschaft!
Tatsächlich gilt: Wer sich Streit zu Weihnachten nicht erlaubt, setzt sich unter unnötigen Druck. Wichtiger als Streit zu vermeiden ist es, einen guten Umgang mit Konflikten zu finden. Es gibt einige einfache Grundregeln, mit denen Sie zu einem entspannteren Umgang mit negativen Emotionen unter dem Weihnachtsbaum finden können:
- Erstens: Akzeptieren Sie, dass es Konflikte geben kann. Wer Weihnachten zur streitfreien Zeit erklärt, hat schlechte Karten. In Familien gehören Spannungen einfach dazu. Nicht nur, weil Menschen in unterschiedlichem Alter und mit unterschiedlichen Lebensstilen und unterschiedlichen Erwartungen für mehrere Tage aufeinander treffen. Viele von uns sind auch schlicht erschöpft, nachdem wir mehrere Wochen Jahresendspurt absolviert haben. Dass es in dieser Situation zu Reibereien kommen kann, ist normal. Erlauben Sie sich also Ihre negativen Gefühle. Sie gehören ebenso zu Ihnen wie Ihre positiven Empfindungen. Eine Emotion wie Wut gibt Ihnen schließlich auch wertvolle Hinweis auf Ihre eigenen Grenzen, die Sie respektieren sollten!
- Zweitens: Finden Sie einen guten Umgang mit sich und anderen, um Konflikten die Schärfe zu nehmen. Das schaffen Sie am ehesten, wenn Sie sich vor dem Weihnachtsfest einen guten Vorsatz setzen. „Ich gehe gut mit anderen um – aber mit mir auch. So, wie ich die Grenzen der anderen respektiere, mache ich auch meine Grenzen deutlich.“ Sprich: Nehmen Sie Rücksicht. Achten Sie die Bedürfnisse Ihrer Verwandten. Aber gehen Sie auch mit sich selbst schonend um. Streit entsteht leicht dort, wo wir unsere eigenen Bedürfnisse zu lange ignorieren. Lassen Sie es dazu gar nicht erst kommen.
- Drittens: Klären Sie vor dem Fest die Erwartungen der einzelnen Familienmitglieder. Das hilft, Frust über unerfüllte Wünsche zu vermeiden und die Weihnachtstage gemeinsam so zu gestalten, dass es allen gut tut. Und wenn es Streit gibt, gilt auch während des Fests: Es geht nicht um gewinnen oder verlieren. Es geht um gute Kompromisse!
- Viertens: Machen Sie sich klar, welche Konflikte Sie während der Feiertage nicht führen wollen. Und halten Sie diesen Plan durch. Ihre Familie wird es Ihnen danken, wenn Sie klar sagen: „Über dieses Thema können wir gerne sprechen. Und zwar nach den Feiertagen.“ So können Sie die wirklich gefährlichen Klippen sehenden Auges umschiffen.
- Fünftens: Schaffen Sie sich Freiräume. Wer Tag und Nacht aufeinander sitzt, beginnt schnell mit der Kabbelei. Nehmen Sie sich doch nach der Mittagspause zwei oder drei Stunden familienfreie Zeit. In diesen Pausen können Sie rausgehen, schlafen, lesen… tun Sie einfach das, was Ihnen gerade gut tut.. Ganz ohne Kompromisse. Sie werden sehen: Wenn Sie sich selbst in diesen Phasen Gutes tun, können Sie auch viel entspannter und netter mit anderen umgehen.
Fröhliche Feiertage wünsche ich Ihnen! Nicola Fritze
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Quelle
AGITANO | Nicola Fritze 2013