Wie billig ist Atomstrom wirklich, Herr Oettinger?
Der japanische Atomkraftwerksbetreiber Tepco muss für den Rückbau und für Entschädigungen wegen des Atomunfalls im März 2011 bis zu 100 Milliarden Euro aufwenden. Da drängt sich die Frage auf: Wie teuer ist der angeblich billige Atomstrom wirklich?
Tepco kann bis heute nicht erklären, was im März 2011 in ihren Fukushima-AKW wirklich passiert ist:
- Warum wurden so viele Mengen Radioaktivität frei gesetzt?
- Warum ist die Kernschmelze in Block1 schon wenige Stunden nach dem Erdbeben passiert und nicht erst nach dem Tsunami wie bisher erklärt wurde?
- Was bedeutet das verseuchte Meerwasser langfristig für die Meeresökologie?
- Und was kosten die Langzeitfolgen?
Trotz all dieser offenen Fragen will der EU-Energiekommissar Günther Oettinger 40 weitere AKW in der EU bauen lassen. Das CDU-Mitglied glaubt offenbar immer noch an das Märchen vom billigen Atomstrom.
Für eine meiner Fernsehsendungen hat das Fraunhofer-Institut in Karlsruhe schon vor einigen Jahren ausgerechnet: Wenn Atomstrom realistisch berechnet würde, müsste die Kilowattstunde etwa zwei Euro kosten.
Ich habe Michail Gorbatschow mal gefragt, wie teuer das Katastrophe von Tschernobyl für die russische Volkswirtschaft war. Seine Antwort: Etwa 500 Milliarden Dollar.
Billiger Atomstrom, Herr Oettinger? Die deutschen Steuerzahler haben die Atomenergie in Deutschland bisher mit etwa 200 Milliarden Euro wesentlich finanziert.
Solarstrom kostet inzwischen in Deutschland noch etwa 22 Cent pro KWH. Der EU-Energie-Kommissar kann entweder nicht rechnen oder er macht nur noch Politik für die Atomlobby.
In Deutschland organisiert Angela Merkel die Energiewende ohne Atomstrom, aber ihr Parteifreund in Brüssel will weitere 40 neue AKW. Wie passt das zusammen?
Übrigens: Der Kraftwerkschef von Fukushima1, der auch die Bergungsarbeiten leitete, musste letzte Woche ins Krankenhaus mit Speiseröhren-Krebs. Er hatte seit dem Unfall Mitte März 70 Millisievert Strahlung abbekommen.
Quelle
© Franz Alt 2011