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Wirtschaftsweise: Energiewende ineffizient

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat in seinem Jahresgutachten 2016/17 die deutsche Energiewende als teuer und ineffizient bezeichnet

Die fünf Wirtschaftswissenschaftler – auch die fünf „Wirtschaftsweisen“ genannt – schlagen stattdessen vor, einen globalen Emissonshandel oder eine globale CO2-Steuer einzuführen. Diese Strategie sei volkswirtschaftlich effizienter, da sie die internationale Arbeitsteilung bei der Emissions-Vermeidung nutze, so die Wissenschaftler. Das Gremium beschäftigt sich mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands und gibt einmal jährlich einen Bericht dazu heraus.

Anstelle der vielen Einzelmaßnahmen der Energiewende solle sich die Bundesregierung zum Europäischen Emissionshandelssystem ETS bekennen. Außerdem solle der Zertifikatehandel auf den Verkehrssektor, die Privathaushalte und bisher ausgenommene Industrien ausgeweitet werden. Die Energiewende sei ineffizient, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien dafür gesorgt habe, dass der Preis für Emissions-Zertifikate gesunken sei, schreiben die Wissenschaftler im Energiewende-Kapitel.

„Diese Argumentation übersieht, dass der EU-Emissionshandel ohnehin durch ein Überangebot an Zertifikaten gekennzeichnet ist“, widerspricht der „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger seinen Kollegen in einem Anhang desselben Kapitels. Es gebe auch keine Inkompatibilität zwischen der Energiewende und dem ETS, wie von seinen Kollegen behauptet, so Bofinger. „Hätte man auf das EEG verzichtet, wäre es durch das massive Überangebot an ETS-Zertifikaten nicht zu einem vergleichbaren Ausbau der erneuerbaren Energien gekommen.“ Es gebe daher keine Beweise dafür, dass es allein durch Investitionsentscheidungen zu Änderungen der Energiepolitik eines Landes komme. 

Vertreter von Wirtschafts- und Industrieverbänden hatten kürzlich bei einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestages ebenfalls gefordert, den Zertifikatehandel auszuweiten. Auf den Vorschlag von Justus Haucap vom Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie DICE, den Verkehrssektor in den Zertifikatehandel einzubeziehen, sagte Fritz Vorholz vom Thinktank Agora Verkehrswende: „Das wird de facto dazu führen, dass beim Verkehr über lange Zeit gar nichts passiert.“

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (fme) 2016 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden!  

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