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pixabay.com | RonnyK

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China hat riesige Teile der Wüste Gobi wieder aufgeforstet

Neben der globalen Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien ist globale Aufforstung die zweite wichtige Säule für einen wirksamen Klimaschutz. Erneuerbare Energien sind der Kern einer Nullemissionsstrategie und Aufforstung der entscheidende Beitrag für die Schaffung großflächiger Kohlenstoffsenken.

Bedenkenträger äußern immer wieder, dass weder 100% Erneuerbare Energien möglich seien, noch Aufforstung im großen Stil. Doch immer wieder belegen eindrucksvolle Beispiele, dass es geht.

In China werden riesige Teile in der Wüste Gobi wieder aufgeforstet. Insgesamt wurden bis heute schon 45 Millionen Hektar Wald aufgeforstet (eine Fläche größer als Deutschland), womit auch ein weiteres Ausbreiten der Wüste Gobi verhindert werden konnte. Ca. 313 Millionen Menschen haben neue Arbeit gefunden, die Landflucht und die Wanderarbeiterbewegung in China wurde so gebremst. Seit 1978 wurden ca. 380 Millionen Besucher in die nordchinesischen Wälder gelockt, womit auch der Tourismus maßgeblich zur Armutsbekämpfung beiträgt. Das Projekt wird stetig evaluiert und hat bereits heute zur Rückkehr vieler Pflanzen- und Tierarten in vorherigen Wüstengebieten geführt.

Besonders für die Region Peking hat es eine enorme Entlastung gebracht: Es gibt dort keine Sandstürme mehr. Die chinesische Region um Peking, so groß wie Bayern, aber bewohnt von 130 Millionen Menschen, wurde regelmäßig von schweren Sandstürmen aus der Wüste Gobi heimgesucht, an durchschnittlich 56 Tagen im Jahr in den 50ern. Heute sind es durchschnittlich 0,1 Tage im Jahr. Der Grund: die „Große Grüne Mauer“. Hierbei handelt es sich um ein vor 40 Jahren begonnenes Projekt, um die Ausbreitung der Wüste Gobi aufzuhalten und die Wüste zurückzudrängen. Wo einmal Wüste war, die sich aufgrund von massiver Abholzung in den vorherigen Jahrzehnten ausbreiten konnte, entsteht nun bis 2050 ein 4.500km langer und 100km breiter „wiederaufgeforsteter Schutzwall“, passend zum 100ten Geburtstag der Volksrepublik. Die chinesische Regierung wird bis 2050 etwa 13,6 Milliarden Dollar in das Megaprojekt investieren.

Die äthiopische Regierung scheint das chinesische Modell aufgegriffen zu haben und hat in einer groß angelegten Aktion alleine an einem Tag 350 Millionen Bäume pflanzen lassen. Vor 50 Jahren war das Land noch zu 40% bewaldet, heute sind es nur noch 15%. Nun wird seit Mai 2019 ein riesiges Aufforstungsprogramm begonnen, von den geplanten vier Milliarden bis Oktober sind bisher fast drei Milliarden Bäume gepflanzt worden.

Die Wiederbegrünung der Wüste Gobi zeigt: der politische Wille da ist, dann kann schnell große Wirkung für den Klimaschutz erzielt werden. Auch Deutschland braucht ein großes Aufforstungsprogramm, denn viele Wälder in Deutschland liegen bereits wegen Hitze, Trockenheit, Käfern, Waldbränden und Luftschadstoffen im Sterben.

Mit neuen angepassten Baumsorten kann dem begegnet werden. Dafür braucht es aber mehr Geld und strategisch gut angelegte Aktivitäten, damit die Aufforstung gelingen kann, z.B. neue Bewässerungstechniken, damit die Baumsetzlinge überhaupt anwachsen können. Das angekündigte Aufforstungsprogramm von Ministerin Klöckner geht in die richtige Richtung, ist mit dem Ziel von wenigen Millionen Bäumen aber viel zu klein.

Wenn das arme Äthiopien in einem halben Jahr vier Milliarden Bäume pflanzen kann, sollte das reiche Deutschland auch in dieser Größenordnung aktiv werden können. Ansonsten werden große Teile des deutschen Waldes trotz Klöcknerscher Aufforstung schnell abgestorben sein.

Quelle

Hans-Josef Fell 2019 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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