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pixabay.com | Semevent | Zigarettenstummel

© pixabay.com | Semevent | Zigarettenstummel

Die Hälfte des gesammelten Strandmülls besteht aus Zigarettenkippen

Laut der WHO landen zwei Drittel aller Zigarettenkippen (rd. 4,5 Billionen/Jahr) auf dem Boden – also in der Natur. 30 bis 50 % des gesammelten Strandmülls besteht aus Zigarettenkippen.

Überall findet man achtlos entsorgte Zigarettenkippen

Der NABU kann ein Lied davon singen, denn bei den jährlich organisierten Coastal Cleanup Events bestehen 30 bis 50 Prozent des gesammelten Strandmülls aus Zigarettenkippen.

Vom Strand gelangen diese auch schnell in das Ökosystem Meer. Sind sie erst einmal im Wasser, werden die enthaltenen Giftstoffe (über 50 davon krebserregend) von Meereslebewesen aufgenommen und gelangen so auch schnell wieder bei uns auf dem Teller. Bis in die Siebzigerjahre wurde Nikotin in der Landwirtschaft noch als Pestizid eingesetzt. Doch Nikotin ist nur einer von etwa 4.000 giftigen Stoffen, die aus Zigarettenkippen ins Wasser abgegeben werden.

Zu diesen Stoffen gehören u. a. Arsen, Blei, Formaldehyd, Benzol. Insgesamt geht von etwa 90 Tonnen Nikotin und einer Tonne Arsen aus, die pro Jahr in der Natur landen. Hinzu kommt, dass die Filter aus Zellulose-Acetat, einem Kunststoff, bestehen. Der jahrelange Zersetzungsprozess dieser Filter lässt auch die Mikroplastikkonzentration im Meer steigen, die somit ebenfalls in die Nahrungskette gelangt. Somit gehören Zigarettenfilter zu den Quellen, die bewirken, dass der menschliche Körper wöchentlich etwa 5 g an Mikroplastik aufnimmt – praktisch die Kunststoffmenge einer Kreditkarte.

Tödliche Wirkung auf die Umwelt

Wie Wissenschaftler von der San Diego State University herausgefunden haben, zeigen selbst die Filter von angerauchten Zigaretten aufgrund der schädlichen Chemikalien in diesen und der Papierummantelung eine tödliche Wirkung auf Fische. Selbst bei Meeresschildkröten konnte nachgewiesen werden, dass Zigarettenstummel als vermeintliche Nahrung aufgenommen wurden. Die häufigste Folge dieses Irrtums ist bei den meisten Tierarten eine „Verstopfung im Verdauungsapparat mit möglicher Todesfolge oder […] Verhungern mit gefülltem Magen“. Dazu kommt die Wirkung der Giftstoffe, insbesondere der Nervengifte Nikotin und Arsen. Verhaltens- und sogar Genveränderungen sind schon länger u. a. bei Fischen nachgewiesen worden. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich die Gifte auch über einen längeren Zeitraum ansammeln und schließlich als Fisch- oder Muschelgericht bei uns auf dem Teller landen können. Selbst Zigarettenkippen, die nicht am Strand liegen, sind für die Meere eine Gefahr.

Der Regen kann die Giftstoffe aus den Zigarettenkippen herausspülen und so gelangen diese über die Flüsse letztendlich wieder in den Meeren. Wie die TU Berlin herausfand, können in weniger als 30 Minuten 50 Prozent des enthaltenen Nikotins bereits herausgelöst sein. Beim Trinken dieses „Aschewassers“ wird das Nikotin direkt aufgenommen. Die Menge an Nikotin in einer Zigarette entspricht circa 15 bis 25 mg und stellt somit eine tödliche Dosis für Babys und Kleinkinder dar.

Zur Verdeutlichung: Eine Kippe reicht aus, um etwa 1.000 Liter Wasser so stark zu vergiften, dass die darin lebenden Organismen nachhaltig geschädigt werden. Je geringer die Wassermenge ist, umso höher ist die darin enthaltene Nikotinkonzentration. Selbst wenn ein Hund nur aus einer Pfütze trinkt, in der Zigarettenkippen liegen, kann dieses für den Hund tödlich enden.

NABU fordert Rauchverbot an Stränden

NABU Landesverbände an Nord- und Ostseeküste haben u. a. Rauchverbote an den Stränden oder ein generelles Wegwerfverbot von Zigarettenkippen in die Diskussion eingebracht. Einige Seebäder stellen Infotafeln auf und bieten Dosen oder andere Entsorgungsbehältnisse zum Ausleihen an den Stränden an. Die einfachste Lösung wäre wohl, wenn Raucher*innen selbst Verantwortung übernähmen und z. B. Taschenaschenbecher mit sich führen würden. Aufklärungskampagnen, die über mögliche Folgen des unüberlegten Umweltfrevels informieren, könnten hier helfen.

Quelle

NABU / Schleswig-Holstein 2020

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