Klimawandel senkt Nährwert von Getreide
Steigt die Konzentration von Kohledioxid in der Atmosphäre, kann das den Proteinanteil in Pflanzen senken.
Für die ärmsten Länder der Welt könnte das die Gefahr der Unterernährung weiter erhöhen. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Stude, die im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlicht worden ist.
Die Forschergruppe aus Ländern wie China, den USA und Japan, aber auch von der Justus-Liebig-Universität Gießen in Deutschland, untersuchten die Beziehung zwischen der Produktivität von Getreide wie Reis, Weizen und Sorghum-Hirse und der Stickstoff-Aufnahme bei erhöhter CO2-Konzentration in Weideländern, Anbauflächen und Wäldern. Das CO2 wurde über Rohre über die Flächen verteilt. Gewählt wurde eine CO2-Konzentration, wie wir sie in etwa der Mitte des Jahrhunderts zu erwarten haben. Das Ergebnis: Einige Pflanzen wuchsen schneller. Allerdings reduzierte sich die Menge an Stickstoff und damit auch die Menge an Proteinen in den Pflanzen – und zwar um etwa zehn Prozent. Stickstoff ein Bestandteil von Proteinen ist. An letzterem können die Wissenschaftler den Proteinanteil ablesen.
Zu ähnlichen Ergebnissen war im vergangenen Jahr bereits eine in Nature veröffentlichte Studie gekommen. Neu war diesmal eine andere Beobachtung: Selbst die Pflanzen, die keinen Wachstumsschub durch das zusätzliche Kohlendioxid bekamen, wiesen einen geringeren Proteinanteil auf. Die Industriestaaten im Norden stellt das vor keine großen Probleme, da dort der Proteingehalt in der Nahrung ohnehin relativ hoch ist. Zu ernsten Folgen kann das aber in Entwicklungsländern im Süden führen, deren Bevölkerungen von Reis, Weizen und Hirse abhängig sind.
„In reichen Ländern nehmen wir im Überschuss Protein zu uns, aber in Ländern mit niedrigen Einkommen hat eine geringere Proteinkonzentration negative Folgen für die Ernährung der Menschen“, sagte Johan Uddling von der Universität Göteburg in Schweden, ein Mitautor der Studie, gegenüber dem Guardian.
Für die ärmsten Länder der Welt ist das nur ein zusätzliches Problem: Der Klimawandel und damit die Zunahme von Dürren, Überflutungen und Extremwetterereignissen gefährden dort die Ernährungslage ohnehin schon stärker als in die reichen Länder im Norden.