Kohle und Co. sorgen für prekäre Ernährung
Der hohe CO2-Ausstoß in unsere Atmosphäre hat negative Auswirkungen auf das wichtigste Nahrungsmittel für die Hälfte der Weltbevölkerung: Reis. Auch dessen Verdrängung durch Anbau von Biokraftstoffen und Tierfutter lässt die Ärmsten hungern.
Ein Kollektiv von Forschern aus China, Japan, den USA und Australien ließ für eine Analyse 18 verschiedene Reissorten unter freiem Himmel wachsen. Sie brachten um die Pflanzen herum eine Vorrichtung an, die reines Kohlendioxid abgab und damit die Konzentration von CO2 um die Pflanze herum auf das für 2100 hervorgesagte Level an Schadstoffen in der Atmosphäre simulierte. Das Ergebnis: Die Schadstoffe entzogen dem Reis erhebliche Mengen an lebenswichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Eisen, Zink und verschiedenen Vitaminen.
Ein gewaltiges Problem, denn Reis ist vor allem in ärmeren Ländern des Globalen Südens ein Grundnahrungsmittel. In einigen Ländern Südostasiens bestimmen die weißen Getreidekörner bis zu 70 Prozent der Kalorienaufnahme und einen Großteil der Nährstoffe. Und nicht nur in Asien auch in den Staaten Sub-Sahara-Afrikas findet Reis verstärkt als Hauptnahrungsmittel Verwendung. Eine Initiative in Westafrika entwickelte sogar eine neue Reissorte, die zum Anbau in den entsprechenden klimatischen Verhältnissen geeignet ist, um weniger importieren zu müssen.
Der Globale Norden lässt die Ärmsten hungern
Denn nicht nur Schadstoffe in der Luft, sondern auch die Preise für Reis auf dem Weltmarkt lassen die Ärmsten zunehmend hungern. So stieg zwischen Juni 2007 und April 2008 der Preis um 75 Prozent. Gründe dafür: Missernten und Spekulationen auf dem Rohstoffmarkt. Bedingt werden diese Spekulationen vor allem durch den vermehrten Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe und Tierfutter um den weltweit wachsenden Hunger nach Fleisch und alternativen Kraftstoffen zu befriedigen.
Vor allem in Europa steigt die Nachfrage nach Biokraftstoffen. Reis hingegen wird in unseren Breitengeraden nicht übermäßig häufig verzehrt. Doch Lewis Ziska vom US-Agrarministerium warnt, dass die Veränderungen des Nährstoffgehalts von Reis ein Indikator für mögliche Probleme sein könnte, die sich in Zukunft auch bei anderen Nahrungsmitteln einstellen.
„Wir müssen davon ausgehen, dass der Klimawandel tiefgreifende Veränderungen in den Nährstoffgehalten nicht nur bei Reis, sondern auch bei anderen Pflanzen bringen wird“, erklärte die Forscherin, die gemeinsam mit ihren Kollegen die Analyse durchführte, im Deutschlandfunk. Auch Gemüse und Früchte, die in Europa und den USA eine wichtige Quelle für Vitamine und Mineralien darstellen, könnten betroffen sein.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2018 verfasst – der Artikel darf nicht
ohne Genehmigung weiterverbreitet
werden! | energiezukunft | Heft 24 / Sommer 2018 | „20 Jahre liberalisierter
Strommarkt“ | Jetzt
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