Soziale Fragen bewegen den Naturschutz
Naturbewusstsein und Zugang zur Natur sind von der sozialen Lage eines Menschen abhängig. Mit Erkenntnissen wie diesen beschäftigt sich das aktuelle Schwerpunktheft der Fachzeitschrift „Natur und Landschaft“.
Unter dem Titel „Naturschutz und soziale Fragen“ wird die enge Verknüpfung sozialer und naturschutzbezogener Überlegungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
„Sozialpolitische Entwicklungen, die sich unter anderem aus dem demografischen Wandel, einer Vielfalt von Lebensstilen und einem wachsenden Armutsgefälle ergeben, stellen auch für den Naturschutz eine Herausforderung dar“, erläutert Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Eine stärkere Berücksichtigung sozialer Aspekte des Naturschutzes, beispielsweise bei den Themen Naturbildung, Naturerfahrung und Stadtgrün, liegt somit nahe. Die daraus folgenden Fragen sind so vielfältig wie die Gesellschaft selbst: Welche Konsequenzen folgen aus einem Verständnis von Naturschutz als Teil gesellschaftlicher Entwicklungen? Weshalb ist eine Neuausrichtung von Naturschutzansätzen im Hinblick auf soziale Fragen notwendig? Inwieweit ist die Verbindung aus Stadtnatur und sozialer Ungleichheit ein Thema für den Naturschutz? Welche Beiträge kann der Naturschutz in einer durch Migration geprägten Gesellschaft leisten? Ansätze für mögliche Antworten auf Fragen wie diese finden sich im aktuellen Schwerpunktheft von „Natur und Landschaft“. Ziel ist es, den Leserinnen und Lesern mit einer Kombination aus theoriebasierten und praxisorientierten Beiträgen das Potenzial des Sozialen im Naturschutz zu verdeutlichen.
Die sozialpolitische Bedeutung von Naturschutz ist schon seit seinen Anfängen bekannt, sie rückt aber aufgrund aktueller gesellschaftspolitischer Herausforderungen derzeit stärker ins Blickfeld. Denn durch Naturschutzmaßnahmen lässt sich neben dem Schutz der Natur auch ein gesellschaftlicher Mehrwert schaffen – beispielsweise im Bereich der Gesundheitsförderung oder der sozialen Integration. Auch in der 2007 durch die Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt findet sich der Verweis auf das Soziale. Naturschutz ist Teil gesellschaftlicher Entwicklungen mit all ihren Möglichkeiten, aber auch ihren Spannungen und Konflikten. So ist für den persönlichen Bezug zur Natur die soziale Milieuzugehörigkeit relevant. Die Möglichkeit, an der Natur und am Diskurs zur Erhaltung der Biodiversität teilzuhaben, ist deshalb insbesondere für benachteiligte Gruppen immer auch eine Frage der Gerechtigkeit. „Den Naturschutz“, so Prof. Jessel, „aus einer gesellschaftlichen Perspektive heraus zu denken heißt zu überlegen, welche Beiträge er zu wichtigen gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Prozessen leisten kann und sich entsprechend einzubringen, etwa wenn es um Fragen der Gerechtigkeit und des sozialen Miteinanders geht. Diese Entwicklung unterstützen wir als Bundesamt für Naturschutz ganz ausdrücklich“.
Das aktuelle Schwerpunktheft der Zeitschrift „Natur und Landschaft“ gibt einen Einblick in das Spektrum sozialer Fragen im Naturschutz. Es richtet sich sowohl an Naturschutzakteure, die sich bereits mit sozial- und integrationspolitischen Bezügen des Naturschutzes beschäftigen als auch an diejenigen, die einen Einstieg in dieses Themenfeld suchen. Die Ausführungen in den Beiträgen machen deutlich, in welcher Weise Naturschutz und soziale Aspekte wie soziale Gerechtigkeit, Teilhabe, Integration und Inklusion miteinander verbunden sind. Gleichzeitig werden diese Themen auf unterschiedliche Zielgruppen – insbesondere sozioökonomisch Benachteiligte, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderungen – bezogen.
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