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Vom Schutz der Ökosysteme profitiert die ganze Gesellschaft

Europäische Umweltforscher stellen Ergebnisse vor EU-Politikern vor. Die Erfassung und Kartierung von Ökosystemdienstleistungen ist von zentraler Bedeutung, um die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu bremsen. Ohne dieses konzeptionelle und methodische Handwerkszeug ist es kaum möglich, Ökosystemdienstleistungen angemessen in Politikprozesse einzubinden. Das ist die Kernaussage einer neuen europäischen Studie, die klar macht: Der Erhalt unserer ökologischen Lebensgrundlage gelingt nur dann, wenn die betroffenen Menschen und ihr Wissen vor Ort bei Entscheidungen über Ökosystemdienstleistungen beteiligt werden.

Zu den sieben Umweltforschungszentren, die sich im Verbund PEER (Partnership for European Environmental Research) zusammengeschlossen und diese Studie gemeinsam erstellt haben, gehört auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Die Ergebnisse der Studie „PEER Research on EcoSystem Services (PRESS)“ wurden am 13. September auf einem internationalen Expertenforum in Brüssel präsentiert, das die Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission bei der Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie unterstützen soll. Seit Montag ist der Report für alle Interessierten frei zugänglich.

Die PRESS-Studie startete 2010 und zeigt, dass Europas Forscher – einschließlich der Sozialwissenschaftler, Ökonomen und Ökologen – ihr Wissen kombinieren können, um natürliche, soziale und ökonomische Werte von Ökosystemdienstleistungen zu erfassen. Die Studie widmete sich vor allem den Dienstleistungen Bestäubung, Erholung und Wasserreinigung, die die Natur tagtäglich kostenlos erbringt. Dabei zeigte sich auch, dass die Bewertung der Auswirkungen von Politikmaßnahmen abhängig von Raum und Ebene der Betrachtung und Analyse ist. „Hier bietet sich ein multi-skaliger Ansatz an, wie er in diesem Bericht erarbeitet worden ist. Wir konnten zeigen, dass mit dem Konzept der Ökosystemdienstleistungen eine umfassende und systematische Analyse der Auswirkungen von Politik auf Ökosysteme und ihre Dienstleistungen möglich ist“, erklärt Dr. Jennifer Hauck vom UFZ.

Ziel des jetzt veröffentlichten Reports ist es, zu einem besseren Verständnis beizutragen, wie Ökosysteme wesentliche Leistungen für unsere Gesellschaft erbringen.

Dabei konzentrieren sich die Forscher auf vier Kernbotschaften an die Politik:

  1. Feuchtgebiete, Flüsse, Bäche und Seen sind essentiell für die Trinkwasserversorgung, um Schadstoffe zu entfernen oder zu binden und damit die Kosten zu senken, die eine ausschließlich auf Technik basierende Abwasserbehandlung verursachen würde. Eine umweltverträglichere Agrarpolitik und der Erhalt von Feuchtgebieten beinhalten erhebliche positive Effekte auf die Wasserreinigung, damit für die Wasserqualität und folglich für die Gesellschaft.
  2. Erholung in der Natur ist für viele Menschen einer der am stärksten wahrgenommen Nutzen von Ökosystemen. Die PRESS-Studie bestätigt die hohen Besuchsraten in Naturgebieten, besonders in Wäldern. Auf nationaler Ebene bewegt sich der Wert von Wäldern zur Erholung in Bereich von mehreren Milliarden Euro. Werden die positiven Effekte für die menschliche Gesundheit dazu gerechnet, dann steigt dieser Wert weiter. Städtische Grünflächen wie Parks haben ebenfalls ein hohes Erholungspotenzial. Die Studie schlägt daher Methoden vor, wie Kommunen am effizientesten in diese Grünflächen investieren könnten.
  3. Insekten wie Bienen und Hummeln sind hauptverantwortlich für die Bestäubung und damit für die Produktion von Obst und Gemüse in Europa. Zwar liegen schon einige Daten vor, um die Bestäubungsleistung durch Tiere erfassen und kartieren zu können, allerdings muss weitere Forschung zeigen, wie empfindlich die Bestäuber auf Umwelteinflüsse reagieren. Diese Informationen sind notwendig, um die gute fachliche Praxis zur Erhaltung der Lebensräume und der Nahrungsgrundlage der Bestäuber zu sichern.
  4. Die Kartierung, Erfassung und Bewertung von Ökosystemdienstleistungen sind notwendig, aber nicht ausreichend. Die Studie stellt fest, dass politische Entscheidungen vielfältige gewollte, aber auch ungeplante Auswirkungen auf Ökosysteme und die Dienstleistungen, die sie zur Verfügung stellen, haben.
Quelle

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) | Tilo Arnhold 2012

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