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Wer zahlt Milliardenkosten für Rückbau des deutschen Atomkraftwerks Hamm-Uentrop?

Insolvenz von HKG: Ein Experiment das nicht lange währte und durch immense Folgekosten noch immer nicht beendet ist.

Altlasten der deutschen Atompolitik stehen im Mittelpunkt aktueller Debatten: Die Betreiberfirma des stillgelegten Kernkraftwerks Hamm-Uentrop, die Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG), ist insolvent. Damit steht die Finanzierung des geplanten Rückbaus  wieder  in Frage  und womöglich bleiben die deutschen Steuerzahler auf den immensen Kosten sitzen.

Das Experiment des sogenannten Thorium-Hochtemperaturreaktors (THTR-300) gilt längst als eines der umstrittensten Kapitel deutscher Energiegeschichte. 1983 in Betrieb genommen, 1989 endgültig abgeschaltet, sollte die Anlage eigentlich längst demontiert sein. Doch nun steht das Milliardenprojekt vor einer ungewissen Zukunft. 

 Milliardenrisiko für Bund und Land

Die HKG gehört zu gleichen Teilen den Energieriesen RWE und PreussenElektra (E.ON) sowie dem Verband kommunaler Energieversorger (AGV). Nach dem gescheiterten Versuch, von Bund und Land Nordrhein-Westfalen 350 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln zu erstreiten, musste das Unternehmen im Sommer Insolvenz anmelden.

Das Düsseldorfer Gericht hatte die Klage im Juni abgewiesen. Jetzt führt ein Insolvenzverwalter die Geschäfte – seine Hauptaufgabe: die „sichere Stilllegung“ des Reaktors fortsetzen und den geplanten Rückbau ab 2030 vorbereiten.

„Wir verschaffen uns zunächst einen Überblick über die wirtschaftliche Lage und konzentrieren uns auf die Stabilisierung des Unternehmens“, meint Insolvenzverwalter David Bunzel. Die Löhne der Beschäftigten seien vorerst gesichert.

Doch klar ist: Selbst wenn Bund und Land den Streit gewinnen, könnten sie am Ende doch zur Kasse gebeten werden. Denn die Kosten für den Rückbau und die Entsorgung werden inzwischen auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzt – Tendenz  weiter  steigend.

 Wer trägt die Verantwortung?

Laut dem HKG-Geschäftsführer Volker Dannert bleibt die Finanzierung „weiter unklar“. RWE wiederum betont, die Aktionäre hätten keine rechtliche Verpflichtung, über bereits geleistete Zahlungen hinaus zu finanzieren. 

Bisher wurden rund 441 Millionen Euro für die sichere Stilllegung aufgewendet – davon trugen der Bund 133 Millionen, das Land Nordrhein-Westfalen 152 Millionen und die HKG selbst 156 Millionen Euro.

Doch nun droht der Rückbau zu einer  alleinigen staatlichen Aufgabe zu werden, wenn keine neue Finanzierungsbasis gefunden wird. 

 Ein Reaktor als Symbol der ungelösten Atompolitik

Der Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop war einst als Zukunftsprojekt gefeiert worden  – betrieben mit Thorium statt Uran und mit  angeblich höherer Sicherheit. Doch technische Probleme, hohe Kosten und ein Störfall 1986 machten das Projekt zum Flop. Seitdem schlummert der Reaktor unter ständiger Überwachung.

Geplant ist, ab 2030 mit dem eigentlichen Rückbau zu beginnen – ein Prozess, der nach Einschätzungen der Behörden zehn Jahre dauern dürfte. Doch ob das Geld bis dahin reicht, steht nun in den Sternen. 

 Ein teurer Schatten der Vergangenheit

Die Insolvenz der HKG zeigt, wie riskant die finanzielle Konstruktion rund um den Rückbau von Atomkraftwerken ist. Während Konzerne ihre Gewinne aus der Atomkraft längst verbucht haben (oder gab es auch diese nicht?) , bleiben die Kosten der Stilllegung und Entsorgung oft bei der öffentlichen Hand hängen.

Für Detuschland und Land Nordrhein-Westfalen ist Hamm-Uentrop nicht nur ein technisches, sondern vor allem ein politisches Mahnmal – für ein Energiekapitel, das noch Jahrzehnte nachwirkt und dessen weitere Kosten eigentlich direkt  an jedem einzelnen Steuer zahlendem Menschen hängenbleiben. 

Quelle

oekonews.at 2025

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