‹ Zurück zur Übersicht
Fotolia.com | fotohansel

© Fotolia.com | fotohansel

Abgas-Skandal erreicht neue Dimension

Erst muss die Branche Versuche an Affen mit dem giftigen Stickoxid einräumen, dann auch Versuche an Menschen. Verkehrsexperten halten den „Großversuch an den Stadtbewohnern“ aber noch für „skandalöser“ und kommende Diesel-Fahrverbote in den Städten für unabwendbar. Von Jörg Staude

Die deutsche Autoindustrie gerät beim Abgas-Skandal immer stärker ins Zwielicht. Seit Monaten kämpft sie mit allem Mitteln gegen Fahrverbote, mit denen die Stickoxid-Grenzwerte in den Städten eingehalten werden sollen. Zugleich lehnt sie die nötigen Nachrüstungen der Motor-Hardware ab. Jetzt wurde bekannt, dass eine von den Autokonzernen Daimler, VW, BMW und dem Zulieferer Bosch gegründete „Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“ (EUGT) Experimente an Affen sowie an Menschen finanzierte, um eine angeblich zurückgehende Schädlichkeit von Autoabgasen zu belegen.

Die Versuche mit Affen kamen durch eine vergangene Woche veröffentlichte Recherche der „New York Times“ ans Tageslicht. Wie das Blatt schreibt, seien 2014 zehn Tiere vier Stunden lang in Räumen mit Auspuffgasen eines Ford Pickups, Baujahr 1999, sowie eines VW Beetle eingesperrt gewesen. Laut der Berichte wurden den Tieren danach Lungenproben entnommen, diese sollen dazu allerdings nicht getötet worden sein.

Die Tests nahm das US-amerikanische „Lovelace Respiratory Research Institute“ in Albuquerque vor, beauftragt eben von der EUGT. Gegen die Tierversuche protestierte unter anderem die Tierschutzorganisation Peta und zwar vor dem beim Experiment mutmaßlich federführenden VW-Konzern. In einem Schreiben fordert Peta VW auf, solche Tierexperimente nie wieder zuzulassen.

Merkel-Sprecher: Tests „ethisch nicht zu rechtfertigen“

Beim Test an Menschen, der an der Uni Aachen passierte und dessen Ergebnis 2016 publiziert wurden, sollen laut Medienberichten 25 Probanden den NO2-Belastungen ausgesetzt worden sein, um Grenzwerte für Arbeitsplätze zu überprüfen. Zwar habe die EUGT die Studie gefördert, die Forscher jedoch nicht beeinflusst, heisst es weiter.

Inzwischen distanzierte sich der Daimler-Konzern von den Versuchen. Auch die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ durch ihren Sprecher die umstrittenen Diesel-Schadstofftests verurteilen und Aufklärung einfordern. Die Tests an Affen oder sogar Menschen seien „ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen“. Die Autokonzerne hätten Schadstoffemissionen zu begrenzen und Grenzwerte einzuhalten und nicht die vermeintliche Unschädlichkeit von Abgasen zu beweisen.

In dem Klimaretter.info vorliegenden Tätigkeitsbericht der EUGT von 2012 bis 2015 ist zum Ergebnis des Tests an Menschen wortwörtlich auf Seite 17 zu lesen, dass „keine entzündlichen Wirkungen von NO2 an den Atemwegen“ festgestellt wurden.

Hier können Sie den Hintergrund weiterlesen

pixabay.com | Mysticsartdesign | Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen: Hinwegsehen über Schlechtes
Quelle

Der Hintergrund wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Von Jörg Staude) 2018 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden! 

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren