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pixabay.com | dimitrisvetsikas1969 | Mine

© pixabay.com | dimitrisvetsikas1969 | Mine

Die Energiewende wird metallintensiv

Solarpaneele, Batterien und Windräder brauchen deutlich mehr Metalle als das herkömmliche Energiesystem. Das könnte kurzfristig zu Engpässen und starken Preisausschlägen führen und die Energiewende verzögern. Deshalb müsse der Bergbausektor „in einem noch nie dagewesenen Tempo wachsen“, fordern Experten.

„Der Energiesektor entwickelt sich zu einer wichtigen Kraft auf den Mineralienmärkten“, heißt es in einer Studie der Internationalen Energieagentur IEA aus dem vorletzten Jahr. Der Grund dafür: Für die Stromerzeugung mit Wind und Sonne werden pro Megawatt deutlich mehr Metalle benötigt als etwa bei einem Gaskraftwerk.

Während für das Gaskraftwerk gut eine Tonne Metall (ohne Stahl) verbaut wird, sind es bei einem Solarpark rund sechs Tonnen pro Megawatt und bei einem Offshore-Windpark sogar knapp 16 Tonnen.

Das Gleiche gilt für Elektroautos. Diese enthalten sechsmal mehr Metalle (ohne Stahl) als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, wird sich die Metallnachfrage aus dem Energiesektor bis zum Jahr 2040 mindestens vervierfachen, bei Lithium steigt sie sogar auf das 40-Fache.

Theoretisch ist das kein Problem, denn weltweit gibt es genügend Reserven der verschiedenen Metalle und es kommen ständig neue dazu. So wurden vor Kurzem in Schweden und Norwegen große Vorkommen an seltenen Erden entdeckt und in Indien Lithium. Doch von der Entdeckung bis zum Abbau dieser Vorkommen können viele Jahre vergehen.

In einer Analyse schlussfolgerte die Beratungsfirma McKinsey: „Da es sich bei der Metall- und Bergbaubranche um einen sehr kapitalintensiven Sektor mit langer Vorlaufzeit handelt, werden Preisausschläge und Engpässe unvermeidlich sein, da die Nachfrage das Angebot übersteigt.“

Und das sei ein Problem für die Energiewende, warnte IEA-Chef Fatih Birol schon 2021: „Wenn diese Schwachstellen nicht behoben werden, könnte der weltweite Fortschritt auf dem Weg zu einer sauberen Energiezukunft langsamer und kostspieliger werden und damit die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels behindern.“

Deshalb „muss der Bergbausektor als Rohstofflieferant der Wirtschaft in einem noch nie dagewesenen Tempo wachsen, um den erforderlichen technologischen Wandel zu ermöglichen“, schreibt McKinsey.

Regierungen sollen Bergbau-Wachstum ermöglichen

Um dieses Wachstum zu ermöglichen, seien auch die Regierungen der Welt gefragt, meint Birol: „Die Herausforderungen sind nicht unüberwindbar, aber die Regierungen müssen klare Signale geben, wie sie ihre Klimazusagen in die Tat umsetzen wollen.“

Nur wenn die Bergbaukonzerne relativ sicher sein können, dass die Nachfrage nach ihren Produkten steigen wird, werden sie die erforderlichen Milliarden in neue Minenprojekte investieren. Aus diesem Grund haben sowohl Deutschland als auch die EU Rohstoffstrategien entwickelt.

Diese sollen zudem die Versorgung stärker diversifizieren. Zurzeit entfallen etwa auf Kongo 70 Prozent der globalen Kobaltproduktion, auf China 60 Prozent der Produktion an seltenen Erden. Diese Konzentration erhöhe „die Risiken, die durch physische Störungen oder Handelsbeschränkungen entstehen können“, schreibt die IEA.

Mit der massiven Ausweitung des Bergbaus gehen auch Treibhausgasemissionen einher. Eine US-Studie hat diese jetzt für den Materialbedarf des Stromsektors (ohne Elektroautos) berechnet: Bis weltweit der gesamte Strom ohne CO2-Emissionen produziert werden kann, werden der Abbau und die Verarbeitung der nötigen Rohstoffe zwischen vier und 29 Milliarden Tonnen CO2 verursachen.

Im Vergleich zum verbleibenden CO2-Budget der Menschheit ist das jedoch relativ wenig: Ein bis neun Prozent dieses Guthabens müssen für den Umbau des Stromsektors genutzt werden. Gleichzeitig fällt aber auch ein Großteil der Emissionen aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern weg.

Im Jahr 2019 wurden weltweit 15 Milliarden Tonnen Kohle, Öl und Gas gefördert, wie Nathaniel Bullard vom Thinktank Bloomberg New Energy Finance ausgerechnet hat. Im Vergleich dazu ist der Metallbedarf für die Energiewende selbst im Jahr 2050 noch sehr gering. Er steigt von heute 35 Millionen Tonnen auf dann 180 Millionen Tonnen – gewichtsmäßig nur gut ein Prozent der Fossilen und außerdem recycelbar.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Christian Mihatsch) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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